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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 49
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Becher zu bannen sucht (bibo e pura melancholia, d. h. ich trinke
aus purem Trübsinn)? Nicht undenkbar auch, daß allzuhäufiges oder
unzeitiges Baden oder allzulanges Verweilen im Bade an der seelischen
Gedrücktheit einige Schuld trägt. Das drängt sich uns auf,
wenn wir Gaissers Einträge über den Badegebrauch im Sommer 1626
beachten. Da lesen wir für Juni: am 9. Lavo post prandium (ich
bade nach dem Mittagessen); am 11.: A prandio lavacrum repeto
(gleich nach dem Essen bade ich wieder); am 12.: wie am 9.; am
16.: Balneum frequento (ich besuche das Bad wieder). — Für Anlang
September registriert er die Wiederaufnahme der anfangs täglichen
Badekur und vermerkt für den 2. September: Nach reichlichem
Imbiß (merenda), der sich bis 4 Uhr nachmittags erstreckt,
„mit dem Schultheiß von Wolfach im Hemd eingesessen."7) Neben
der Badekur war Gaisser gelegentlich auch den Freuden der Tafel
nicht abhold. So vermerkt er unterm 24. September: „Zu Mittag speisen
(mit ihm) nach einem Waldgang mit dem Förster (zwecks Anweisung
von Stammholz an Flößer) der Förster sowie der „Bäder",
ferner zwei „lusores musici" (Musikanten), mit denen ich den Tag
verbringe---." Anfang Oktober begibt er sich, zugleich in Vertretung
seines Abtes, zur Hochzeit des fürstenberg. Amtmanns
Eusebius Finckh in Wolfach dorthin8). Von dort reist er über Haslach
und das Freiamt nach Hecklingen zur Wirtschaftsabrech-
nung mit den dortigen „Bürgern" (wohl Kloster-Rebleuten) und dann
zurück über B 1 e i ch h e i m . Unterm 8. November lesen wir:
„Phlebotomiam institui" (unterzog mich einem Aderlaß). Auch
haben viele Talbewohner im Kloster eine solche angestellt, und
ich habe ihnen Kuchen, Fleisch und Wein reichen lassen". Am
selben Tag erreicht auch ihn eine willkommene Spende: von der
Priorin in St. Johann (Eis.) eine Sendung Kastanien (die zum Heurigen
nicht schlecht passen; sie sind wohl auch in der Ortenau, aber
freilich nicht gerade in der Rippoldsauer Gegend zu haben!). — Er
selbst ist gegebenenfalls auch nicht knauserig: als ihn (20. November)
ein Wälder um eine Portion „Kindbetterwein" angeht, spendet er
gerne, wie in einem weiteren Falle.9) Wie der Brotverbrauch — für

7) Wenn Gaisser berichtet „im Hemd eingesessen", so muß man wohl als das Übliche das Gegenteil
annehmen, sonst brauchte er es ja nicht besonders zu betonen. Man war damals in bezug auf
die .Badetoiiette" durchaus nicht zimperlich, auch nicht im vielfach üblichen Gemeinschaftsbad
der Geschlechter. Wie der Abbildung zu dem Art. .Die Hub" von O. Gerke in .die Ortenau."
1932, S. 44, zu entnehmen, badete man fast, wenn nicht ganz hüllenlos. Auch sonst ist der Artikel
sehr aufschlußreich über damaligen Badebetrieb und dortiges Badeleben!

8) In Hansjakobs „Der Leutnant von Hasle" wird Finckh wiederholt als beliebter Beamter genannt.

9) .Kindbetterinnenwein", sprichwörtlich für besonders guten und milden Wein (potus puerpe-
ralis"). Vergl. auch Eintrag vom 20. 8. 1624, wonach Gaisser solchen im Elsaß bei St. Wolfgang
genossen, was er mit Wohlbehagen verzeichnet.

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