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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 65
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auf die bürgerliche Bevölkerung nimmt nachgerade erschreckende
Formen an. Jede kleine befestigte Stadt, selbst jeder burgbewehrte
Flecken hatte ja die mehr oder minder freiwillig aufgenommene Besatzung
, oft in der scheinbar harmlosen Form einer „salva guardia"
(Schutzwache) mit all ihren willkürlichen Ansprüchen, zu unterhalten,
und diese waren es, die oft durch frechgewagte „Exkursionen", selbst
in die entlegensten Gegenden, neben den Überfällen auf feindliche
Orte oder marschierende Trupps die nichtsahnende Landbevölkerung
in Schrecken versetzten. So weiß Gaisser u. a. von einer Unternehmung
der Villinger Reiter bis ins Hühnersedelgebiet, nach
Schweighausen im hinteren Schuttertal, zu berichten, so kamen
Schweden aus Freiburg in den Hochschwarzwald bei Triberg, so waren
Wiederholdische Streifen der Schrecken Rottweils im oberen
Neckartal und oberschwäbischer Orte im entfernten Donaugebiete.
Alle Verlautbarungen Gaissers aus dieser Zeit zeigen dasselbe Bild:
Man führt den Krieg seitens der Führer meist um des Krieges
willen, und die Kriegführung selbst ist gekennzeichnet durch ein
von Gaisser früher erwähntes Wort: „Im fluchen und im liegen —
Bestehet diser zeit kriegen." Glänzende Waffentaten auf dem oberdeutschen
Kriegsschauplatz wie der verwegene Streifzug des kühnen
Reitergenerals Johann von Werth bis nach Paris oder des tüchtigen
Rückeroberers von Freiburg in der ruhmreichen Schlacht von 1644
oder des kriegserprobten Herzogs Karl von Lothringen Sieg bei
Tuttlingen über die Franzosen 1643 brachten wohl zeitweise Erleichterungen
und vorübergehendes Übergewicht für die Kaiserlichen,
aber, bei anderwärtigen schweren Niederlagen dieser Partei, keine
Entscheidung. Als schwungloser Interessenkampf schleppte
sich der aus idealen (religiösen) Beweggründen entbrannte Krieg
bis zu dem reichzerstörenden Frieden von Osnabrück hin, einer „Pax
impacabilis", wie Gaisser ihn treffend benennt. Denn auch jetzt
noch kann dies bis zum Ausbluten ausgesogene Land am Oberrhein
noch nicht endgültig aufatmen und sich von der tödlichen Entkräftung
erholen: Die Heere beider Kronen kehren nach einem Eintrag
Gaissers vom 21. Oktober 1648 wiederholt in das schwer heimgesuchte
Gebiet zurück, erpressen „rückständige" Kontributionen,
plündern und rauben nach langjähriger Übung das wenige, das von
früher übriggeblieben, oder was aus Schutt und Zerstörung langsam
wieder hervorzukeimen beginnt. Ja, es sieht zeitweise so aus, als ob
der alte Krieg einen neuen gebären wollte, wenn Gaisser verzwei-

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