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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 67
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treuherzigem Deutsch!), oder „vinum satis generosum ex . . . advec-
tum degusto" (ich koste den recht noblen aus . . . angeführten Wein),
so kann er sein volles Behagen dabei nicht verleugnen, so wenig als
er in köstlicher Selbstbezichtigung gelegentlich „potus oder haustus
conducibili largiores" (allzureichlichen Genuß und dessen Folgen)
verschweigt. Aber bei seinen Angaben von wöchentlichem Verbrauch
bis zu 26 Maß, einmal (28. 11. 1627) gar 122 Maß darf man billigerweise
nicht übersehen, daß solche Angaben den gesamten Verbrauch
des umfangreichen Klosterhaushaltes einschließen und daß der gastfreundliche
Abt manches Maß seinen Gästen vorsetzte, wie er auch
jederzeit gerne Almosenwein, besonders den armen Kindbetterinnen
, spendete.

Das düstere Zeitbild, das sich aus Gaissers Aufzeichnungen ergibt,
wäre unvollständig, wenn sich nicht auf seinem Hintergrunde die
dunklen Schatten des Hexenwahns damaliger Zeit in bedauerlichen
Fällen zeigten. Zwar betreffen diese in der Hauptsache Vorkommnisse
in Villingen und Umgebung, aber dieser uns Heutigen
völlig unverständliche Aberglaube — eine wahre Geistesseuche
erforderte in dem mörderischen Kriege z u den Opfern durch Schlachten
, Hunger und Seuchen auch einen gewissen Tribut in der Tri-
berger Gegend und im Kinzigtal. In Villingen werden besonders im
Laufe des letzten Kriegsjahrzehntes eine Reihe von Personen, fast
ausschließlich weiblichen Geschlechtes, wegen Hexerei oder Zauberei
(ob magiam) gefänglich eingezogen, gefoltert, mit dem Schwert gerichtet
und verbrannt, und zwar nicht nur arme oder übelbeleumundete
Frauen, sondern auch Frauen oder Witwen von Standespersonen
wie Ratsmitglieder. — Es berührt schmerzlich, wenn selbst
ein Mann vom Bildungsstand und der Weichherzigkeit eines Abtes
Gaisser gelegentlich das Vorgehen gegen die bedauernswerten
Opfer des Zeitwahns unbedenklich gutheißt. — Eine Stimme wie
des tapferen Jesuiten Grafen von Spee, der Hunderte von solchen
Unglücklichen das geistliche Geleite zur Richtstätte gab und aus seinen
seelischen Erfahrungen heraus seine warnende Stimme an die
geistliche und weltliche Obrigkeit erhob, blieb noch für lange Jahrzehnte
— „die Stimme des Rufenden in der Wüste", vergl.
Ric. Huch, Der große Krieg, 3. Bd.

Mehr in das rein Wirtschaftliche greift über, was Gaisser über
die Ausnutzung des Rippoldsauer Klosterwaldes zu sagen hat.
Es bezieht sich auf den Verkauf von Stammholz an Schappacher
Holzhändler, die die Hölzer im Flößereibetrieb auf der Wolf

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