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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 82
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ein, in der sie um einen Staatszuschuß zum Bau einer „Straßenbahn
Kehl-Bühl" ersuchten. Damit war der Rubikon überschritten.

Während das Hanauerland — so führten die Petenten aus — noch
vor wenigen Jahrzehnten der verkehrsbelebteste Landstrich in ganz
Südwestdeutschland gewesen sei, da fast der gesamte Güterverkehr
vom Mittel- und Niederrhein nach der Schweiz und dem Süden sich
hier mit dem starken Fremdenzug aus Frankreich von Straßburg
nach Baden-Baden und dem Osten begegnete, sei der badische Teil
des Hanauerlandes trotz seiner günstigen geographischen Lage und
seiner früheren wirtschaftlichen Bedeutung heute die verkehrsärmste
Gegend am Oberrhein. Als Erben dieses Verkehrs wurden die
badische Staatsbahn und mit dieser das Großherzogtum Baden bezeichnet
, und als Ehrenpflicht der Erben wurde es erachtet, nicht
hart zu sein gegen einen Versuch zur Erleichterung der Enterbten.

Die Petenten wiesen des weiteren darauf hin, daß die Vorteile der
Staatsbahn ihnen nur in sehr beschränktem Maße zugute kämen
infolge der unbequemen kostspieligen Verbindung und der Entfernung
, die für die nördlichsten Orte des Bezirks bis zu 25 km
betrage. Besonders fühlbar gestalte sich der gänzliche Mangel
an Verkehrsmitteln für die Rheingemeinden zunächst nördlich von
Straßburg-Kehl, deren brachliegende Arbeitskräfte angesichts der
durch die Großindustrie dieser Städte steigenden Arbeitsnachfrage
keine Verwendung finden könnten, was um so bedauerlicher sei,
als durch die Rheinkorrektion die Goldwäscherei vernichtet, die
lohnende Fischerei geschädigt und durch die Vollendung der Uferbauten
dem Arbeiterstand die letzte Verdienstgelegenheit entzogen
werde, so daß eine fortschreitende Verarmung der volkreichen Gemeinden
als unausbleibliche Folge drohe. Nur von einer Wiederbelebung
des Verkehrs könne wirksame Hilfe erhofft werden, und
zu diesem Zwecke habe man die Erstellung einer Straßenbahn von
Kehl über Lichtenau nach Bühl ins Auge gefaßt. Die 39 km lange
Linie sollte rund 1 440 000 M. kosten und der Staat einen Zuschuß
von 312 250 M., also pro Kilomter 12 500 M. leisten. In den übrigen
Betrag hatten sich die Gemeinden und der Unternehmer, die im
Kleinbahnbau außerhalb Badens bewährte Firma Hermann Bachstein
(Darmstädter Bank) in Berlin, zu teilen.

Vierzehn Tage später, am 4. März 1886, ging eine zweite Petition
von den Gemeinden Linx und Bodersweier bei der Zweiten
Kammer ein, die in Ergänzung der ersten um Führung der Schmalspurbahn
über die beiden genannten Gemeinden ersuchte.

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