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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 84
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nun aber nicht mehr in Gestalt einer regionalen Bahn Oos- oder
Rastatt-Kehl, sondern unter der stolzeren Firma „Fortführung
derHauptbahn v-o nRastattnachKehl-Offenburg",
also mit bewußter Betonung des Durchgangs- und Hauptbahncharak-
ters der Linie. Es schien, als ob man nicht nur den Standpunkt
von 1870 wieder einnehmen wollte, sondern alles Eisenbahngeschehen
seit 1838 als nicht vorhanden ansehen wollte. Hoffnungen aus Großvaterszeiten
, die im Unterbewußtsein geschlummert hatten, traten
plötzlich ans Tageslicht, als ob weder eine Hauptbahn über Oos-
Bühl-Achern-Appenweier noch auch eine Schmalspurbahn von Bühl
nach Kehl je gebaut worden wäre.

Was war geschehen, um eine solche von niemandem erwartete
Mentalität zum Ausdruck zu bringen? Von zwei Seiten, von denen
es die Anhänger der Rheinuferbahn wohl niemals vermutet hätten,
kam ihnen Hilfe. Im Jahre 1895 war die strategische Bahn (Mann-
heim-)Karlsruhe-Durmersheim-Rastatt-Wintersdorf (-Röschwoog) eröffnet
worden, so daß nun für die badische Hauptbahn nördlich von
Rastatt zwei doppelgleisige Parallelstrecken zur Verfügung standen
, über Heidelberg-Ettlingen und Schwetzingen-Durmersheim. Eine
Fortsetzung dieser Parallelität südlich von Rastatt lag also im Bereiche
der Möglichkeit, ja drängte sich bei einem Blick auf die
badische Eisenbahnkarte dem Betrachter förmlich auf.

Als zweites Moment kam der allgemach stark angewachsene
Verkehr der Hauptbahn dazu, der in Zeiten-Besonderer Intensität
(z. B. an Festtagen, in der Hochsaison, beim Herbstverkehr) kaum
noch zu bewältigen war. Dabei beschränkte er sich durchaus nicht
auf den Güterverkehr, sondern auch der Personenverkehr nahm
im Zeitalter des berühmten badischen Kilometerheftes (1895 bis
1907) bisher ungekannte Ausmaße an, und da beide sich auf den
Transit wie auf den Binnenverkehr gleichermaßen verteilten, so
schien der Zeitpunkt einer Entlastung der Hauptbahn gekommen
. Während diese nördlich von Rastatt durch die erwähnte
strategische Bahn bereits weitgehend erfolgt war, fehlte sie noch
südlich von Rastatt.

Hier aber setzten die Verfechter der Rheinuferbahn an. Sie taten
es ebenso geschickt wie unentwegt, vergaßen jedoch leider nur das
eine: daß man nicht mehr 1838 schrieb und daß auch die Schmal-,
spurbahn Kehl-Bühl bereits gebaut war. Wiederum möchte mar?
von einer förmlichen Tragik sprechen, in die sich die Interessenten
der Rheinuferbahn unwillkürlich verstrickt hatten. So eifrig ihre

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