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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 90
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behren mußten. Der Traum der Rheinuferbahn war endgültig ausgeträumt
.

Wenn ein Eisenbahnprojekt volle zwei Menschenalter hindurch
die Gemüter der Beteiligten erregt und die verantwortlichen Stellen
in Regierung und Volksvertretung beinahe ununterbrochen beschäftigt
hat, so müssen schon besondere Gründe vorliegen. Dem
ist bei der Rheinuferbahn in der Tat so. Jahrhunderte lang hatte
die Rheinstraße einen regen, nur in Kriegszeiten stockenden Durchgangsverkehr
zu betreuen gehabt, hatten ihre Anwohner alle daraus
erwachsenden Vorteile genossen und sich eines leidlichen Wohlstandes
erfreut. Da traten die Eisenbahnen an die Stelle der Landstraßen
und fast allenthalben in ihrer unmittelbaren Nähe, so daß
die Landstraßen zwar verödeten, die Gegend selbst aber aus dem
neuen Verkehrsmittel erhöhten Nutzen zog. Nur die Rheinstraße
und ihre Umgebung blieben beiseite liegen, weil nahe dem Gebirge
der „Zug" der „Eisenstraße" für günstiger erachtet wurde. Die
Städte an der Talmündung des Schwarzwaldes siegten über die
Rheinstraße; sie waren der Konkurrent, der sie aller Tradition zuwider
aus dem Felde schlug.

Aus der Niederlage von 1838 resultiert das Bestreben der Bewohner
längs der Rheinstraße, diese noch nachträglich in die ihr
gebührende Stellung — wie im einstigen Straßen-, so im künftigen
Eisenbahnverkehr — wiedereinzusetzen, ein Bestreben, das tief im
Volksbewußtsein wurzelte und nur hieraus die Kraft ziehen konnte,
Volksvertretung, Öffentlichkeit und Presse immer von neuem zu
beschäftigen. Diesen letzteren einen Vorwurf machen zu wollen, daß
sie vielleicht zu entgegenkommend gewesen wären, geht schon gar
nicht an. Gerade die Volksvertretung zeigte in der Absicht, allen
Landesteilen und Einwohnern gleichermaßen gerecht zu werden, eine
wahrhaft gemeinnützige und wohlmeinende Beflissenheit auf Erfüllung
des alten Wunsches des Hanauerlandes, die man nur bewundern
kann, die freilich auch nur in geruhsameren Zeiten als den
unsrigen überhaupt möglich war. Heute, nachdem zwei furchtbare
Kriege alle bisherigen Verhältnisse in Wirtschaft und Verkehr auf
den Kopf gestellt haben, gebührt der Rheinuferbahn lediglich noch ein
Platz im Reiche der historischen Forschung, nicht aber mehr in der
rauhen Wirklichkeit. Ihr ihn dort zu sichern, war die Aufgabe dieser
Untersuchung.

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