Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 99
(PDF, 43 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1949/0099
Kassian mit dem Übernamen „Zapfen" aß täglich abwechselnd bei
den Dörflern und erheiterte jung und alt mit seinen munteren Lied-
und Tanzweisen. Er zog mit seiner Fidel, die er in einem Tuchsack
auf dem Rücken trug, in Sommerszeiten weit im badischen Land umher
. Anselm Eckerle, genannt der „Krittler", hatte ein krummes
Bein und war von Beruf Hanfplauler. Der witzige Fuhrmann Hobel
führte Steine vom Varnhalter Steinbruch zum Rheinuferbau nach
Greffern und hatte unterwegs nicht selten seinen Fuhrlohn in
Reben- und Gerstensaft umgesetzt. Albin Meier, „Bardi" geheißen,
ernährte sich vom Erlös aus Kräutersammeln, Korbflechten, Fisch-
und Froschfang. Von seinem Beruf als Korbflechter neigte er stark
nach vorn und erhielt daher den Beinamen „Buckel". Nachts holte
er vom Oberbrucher Altmoor über den Sulzbach Brennholz, Weidenrauten
und Frösche. Im hohen Alter fand man ihn eines Wintermorgens
erfroren beim nahen Liedeishof. Karl Meier erhielt den
Spitznamen „Stolle" oder „Stollbartl" und betätigte sich als Schweinehirt
. Er war leicht reizbar, ging den neckenden Dorfjungen mit der
fuchtelnden Peitsche nach, war äußerst kräftig und konnte mit der
Steinschleuder Kieselstücke über 100 m werfen. Er starb in der
Hub. Gollatscheck war ein zugewanderter, launenhafter Lumpenhändler
, der aus Tierknochen und Tierfellen allerlei Schmieren
herstellte, war ob seines Jähzornes überall gefürchtet und starb eines
jähen Todes. Fragte ein Kunde den redseligen Dorfschmied Franz
Huck, wann eine Reparatur oder eine Neuarbeit fertig sei, so erhielt
er jeweils die gleiche beschwichtigende Antwort „diese Woche".
Der langgewachsene Schweinehüter A. Weber lehnte sich oft beim
Abholen der Borstentiere an die Gartenpfosten, daher nannten ihn
die mutwilligen Buben „Pfosten". Andere humorvolle Bezeichnungen
von Ortsansässigen sind: Zatze, Bachwedel, Aijo, Schwärzel, Quet-
scheseppel, Drollevitel, Eierbacher Füsperle, der Rote, Dicktuni, Langhannes
, Krummholz, Hawacht, Schickewendel, Satt, Heckenmüller,
Frohmattseppel, Schnäpsel, Paulesduni. Diese örtlichen Namen-
gebungen sind auf Beruf, Wohnlage, Eigenschaften, Vorkommnisse
und Eigentümlichkeiten zurückzuführen und besitzen darum nie
einen übelwollenden Charakter. Wie treffend die Bezeichnungen
gewählt wurden, geht aus dem Beispiel hervor, daß Generationen
Vier Ortsdienerfamilien benannten: Bott, Böttel, Nimbott und Altbott.

Die wenigen Handwerker, wie Schreiner, Maler, Metzger, Wagner,
Schmied, Schuhmacher, Schneider, Holzschuhmacher, Zimmerleute
und Maurer erwuchsen zweckhaft aus dem bäuerlichen Volkstum.

\

r 99


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1949/0099