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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 112
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Rat die „erste Mahlzeit". Dieser Brauch wurde jedoch eingestellt, als
der Amtmann seinen Wohnsitz in die Stadt verlegt hatte. Außerdem
war der Offenburger Schultheiß in früheren Zeiten verpflichtet, für
den Landvogt ein „reisig Pferd" zu halten. Beim Amtsantritt eines
neuen Landvogts versprach der Offenburger Rat die pünktliche
Entrichtung der Reichssteuer (276 Gulden). Schließlich stand der
Landvogtei der 3. Teil des Offenburger Zolls zu; sie selbst aber genoß
in der Stadt Zollfreiheit. Im übrigen erfreute sich die Stadt völliger
Selbständigkeit, besonders auf dem Gebiete der Rechtsprechung. Der
Zwölferrat war im Besitz der niederen und hohen Gerichtsbarkeit.
Von dessen Rechtsspruch konnte nur an das königliche Hofgericht
appelliert werden. Gerade dieses Privileg war den Pfandherren und
Landvögten ein Dorn im Auge.

Zu den politischen und wirtschaftlichen Beziehungen kam noch
das kirchliche Band. Die Dörfer Ortenberg, Fessenbach, Zell-Weierbach
, Rammersweier, Bohlsbach, Waltersweier und Elgersweier gehörten
zum Offenburger Kirchspiel. In den Morgenstunden der
Sonn- und Feiertage strömte das Landvolk aus der Umgebung durch-
die Stadttore zum Gottesdienst. Diese kirchliche Verbindung wollten
die Landvögte lösen. Schon im Jahre 1502 versuchte der Ortenauer
Amtmann Zeysolff von Adoltzheim, die Bühlweg-Kapelle in Ortenberg
-Käfersberg mit Pfarrechten auszustatten, aber ohne Erfolg zu
haben. Empfindlich gestört wurden die kirchlichen Beziehungen in
den folgenden Jahrzehnten der Reformation, als Graf Wilhelm von
Fürstenberg als Pfandherr in der Landvogtei die neue Lehre einführte
, während der Offenburger Rat nach anfänglichem Schwanken
zum alten Glauben zurückkehrte.

In der Mitte des 16. Jahrhunderts trat ein Ereignis ein, das für die
drei Ortenauer Reichsstädte, besonders aber für Offenburg, die nachteiligsten
Folgen haben sollte. Kaiser Karl V. und dessen Bruder
Ferdinand I. lösten 1551 und 1556 die Ortenauer Pfandschaft ein. So
kam die Landvogtei mit den drei Reichsstädten an das Haus Österreich
. Für die letzteren begann nun ein schweres Ringen um die
Erhaltung der Reichsunmittelbarkeit, die durch die Hausmachtbestrebungen
der Habsburger sehr gefährdet war. Die österreichischen
Landvögte hofften, Offenburg zu einer vorderösterreichischen Landstadt
herabdrücken zu können, und glaubten, mit dem von der Landvogtei
gänzlich eingeschlossenen Reichsstädtchen ein leichtes Spiel
zu haben. Es mußte auf der Hut sein und schloß deshalb im Jahre
1575 mit Gengenbach und Zell einen Bund. Die drei Städte ver-

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