Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 115
(PDF, 43 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1949/0115
weg, sondern auch Bohlsbach zu selbständigen Pfarreien erhoben
werden. Er richtete an Erzherzog Leopold von Österreich, der damals
den Straßburger Bischofsstuhl innehatte, eine umfangreiche Bittschrift
, in welcher er behauptete, daß die Seelsorge verschiedene
Mängel habe, und den Rat beschuldigte, er sorge nicht einmal dafür,
daß die Ortenauer Untertanen auf dem Wege zur Kirche ihres Lebens
sicher seien. Trotzdem erreichte er sein Ziel nicht. Das Offenburger
Kirchspiel blieb in seinem bisherigen Umfange bis zum Ende
des 18. Jahrhunderts erhalten.

Ein folgenschwerer Streit erhob sich wegen der Mühlen. Der Offenburger
Rat, der nach wie vor die Ansicht vertrat, daß dieselben nach
der Einverleibung des umliegenden Geländes seiner Gerichtshoheit
unterstehen würden, erhob von den Müllern die Bodenzinsen und
Stadtsteuern. Der Landvogt aber erklärte, die Mühlen gehörten zum
Ortenauer Gerichtsstab, und berief sich auf die Tatsache, daß auch
der Amtshof der Landvogtei (das heutige Landratsamt) seiner Jurisdiktion
unterstellt sei, obwohl er auf städtischem Boden stehe. Auf
seine Veranlassung zahlten die Müller der Stadt weder Schätzung
noch Ungeld. Darauf ließ der Rat im August 1626 diese in den Turm
legen. Dies löste bei dem gewalttätigen Landvogt eine ungeheuere
Entrüstung aus. Er war nicht wählerisch in seinen Worten und
drohte, den Stadtschreiber und die Stettmeister in den Diebsturm
werfen zu lassen; er wolle vor die Ratskanzlei reiten, und man müsse
ihm zu „saufen geben". Inzwischen war der Krieg auch in die Or-
tenau gekommen. Der Landvogt hatte ja das Schutz- und Schirmrecht
über die Stadt. Nun wollte er eine österreichische Besatzung
in die Stadt legen. Der Rat weigerte sich. Da tobte er: Der Teufel
solle seine Seele holen, wenn nicht binnen weniger Tage 1000 Reiter
in Offenburg lägen. Er zwang den Rat, den kaiserlichen Obersten
von Ossa aufzunehmen, behandelte Offenburg wie eine eroberte
Stadt und drohte, groß und klein festzunehmen und nach Ortenberg
führen zu lassen; er sei der Herr von Offenburg; die Bürger sollen
die Herren, diese „Bärenhäuter und Schelmen", zum Fenster hinauswerfen
. „Wißt Ihr nicht, wer ich bin? Ich bin österreichischer Land
vogt und kaiserlicher Oberlandvogt!" So herrschte er die Bürger an.
Wer erinnert sich bei diesen Worten nicht an die Gestalt des Landvogts
Geßler in Schillers „Wilhelm Teil"?

Um die Stadt wirtschaftlich zu schädigen, errichtete der Landvogt
in Griesheim einen Wochenmarkt und untersagte den Ortenauer
Bauern, ihre Erzeugnisse auf den Offenburger Markt zu führen. Dabei

115


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1949/0115