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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 116
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ließ er verlauten, die Bauern könnten die Stadt wohl dreißig Jahre
mangeln, die Stadt die Bauern nicht einmal dreißig Tage. Der Offenburger
Rat antwortete, indem er den Bürgern bei Strafe von 5 Pfund
Pfennig den Besuch des Griesheimer Marktes verbot. Die Amtleute
der Grafschaft Hanau und der Herrschaft Durbach-Stauffenberg bat
er, ebenso zu verfahren. Als die Ortenauer Untertanen von Schutterwald
auf Geheiß des Landvogts an den Toren der Stadt die Entrichtung
des Zolls verweigerten, zahlte der Rat keine Reichssteuern
mehr und klagte dem Reichsfiskal, der Landvogt wolle die Stadt „in
äußerstes Verderben stürzen". Wohl wissend, was auf dem Spiel
stand, suchten die Stadtväter Hilfe bei der vorderösterreichischen
Regierung in Ensisheim, am Wiener Hof und beim Reichskammergericht
. Der Stadtschreiber und ein Stettmeister wurden nach Innsbruck
geschickt, damit die Angelegenheit in das richtige Licht gerückt
würde. Der Hofkanzler, der den Eindruck gewinnen mußte,
daß der Landvogt über das Ziel hinausgeschossen habe, vertröstete
die Offenburger Gesandten auf einen schriftlichen Bescheid und lud
sie zum Mahle ein. Diese freuten sich, daß ihnen an der Tafel der
Kammerherren eine solche Ehre zuteil wurde, und kehrten befriedigt
nach Hause zurück. Der Landvogt jedoch setzte seine Gewalttätigkeiten
fort, verdächtigte sogar die Offenburger Ratsherren und Bürger
des Verrats und hetzte ihnen aufs neue kaiserliche Truppen auf
den Hals. Dem Schultheißen und den Stettmeistern dachte er nicht
weniger als je 50 Reiter zu und meinte: Zwei Regimenter könnten
in Offenburg wohl einquartiert werden. Im Jahre 1629 verbot er den
Ortenauer Untertanen der Offenburger Pfarrei die Teilnahme an der
Pfingstmontags-Prozession nach Weingarten. Im Gottswald und in
den städtischen Waldungen richtete er großen Schaden an, verlangte
aber, daß der Rat den Bürgern einschärfe, „sich des Fischens, Vogelfangens
und Schießens in der Landvogtei zu mäßigen". Der Streit
verschärfte sich immer mehr. Da die Müller der Stadt keine Steuern
entrichteten, führten einige Bürger vor den Mühlen lagerndes Holz
hinweg. Nun beschloß der Landvogt die Verhaftung jedes Offenburger
Bürgers, der Ortenauer Boden betrat. Das erste Opfer war
Veit Müller. Dieser wurde zwischen Kittersburg und Goldscheuer von
einer Wache festgehalten. Nach kurzer Zeit wurde er wohl wieder
entlassen, aber man gab ihm seine Pferde nicht zurück. Der Offenburger
Rat blieb die Antwort nicht schuldig. Bei der ersten sich
bietenden Gelegenheit nahm eine Rotte Bürger unter dem Kinzigtor
dem Landvogt und dessen Amtmann die Pferde weg. Der Rat bezog

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