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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 9
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1950/0009
Nun wurde Grimmelshausen mit kaum 13 Jahren, vermutlich
nach der am 15. September 1634 erfolgten Eroberung seiner Vaterstadt
Gelnhausen durch die Kaiserlichen, spätestens aber nach der
am 15. Januar des nächsten Jahres erfolgten zweiten Eroberung in
den Strudel des Kriegsgeschehens hineingerissen, wobei er einer
kroatischen Abteilung in die Hände fiel. Er selbst bemerkt in einem
seiner Kalender unter dem 25. Februar, er sei im Jahre 1635 an diesem
Tage von den Hessen gefangen und nach Kassel geführt worden.
Dies wird durch einen Bericht in den Marburger Kriegsakten vom
März dieses Jahres bestätigt, in dem ein hessischer Oberstleutnant
von Kassel aus anfragt, was er mit zehn, den Kroaten abgenommenen
Jungen machen solle. Danach hat der Knabe Grimmelshausen
den Krieg zunächst als Roß- und Troßbub erlebt und wird dabei
manche Püffe und Knüffe erlitten haben. Er mag daher froh gewesen
sein, als er mit 15 oder 16 Jahren für den Dienst mit der Waffe
tauglich befunden wurde. Das wird in Westfalen gewesen sein, wo er
manche örtlichkeiten durch Augenschein kennt, und zwar unter dem
Grafen Götz, mit dem er 1638 an den Oberrhein kam, wo er in der
Schlacht bei Wittenweier am 9. August 1638 mitgekämpft hat. Nun
kommt aber das Entscheidende : bereits mit 17 Jahren hat Grimmelshausen
den Felddienst quittiert. Denn nachdem er im Frühjahr 1639
zur Offenburger Besatzung gekommen war, hat er in den letzten
zehn Kriegsjahren nur noch Garnisondienst, und zwar in der Hauptsache
auf der Schreibstube, gemacht. Er blieb, von den letzten Monaten
des Krieges abgesehen, in Offenburg, trotzdem das damals
kein Eldorado war, hat er doch selbst in Berichten an die bayerische
Regierung die Not der Stadt und die mangelhafte Verproviantierung
der Besatzung mit bewegten Worten geschildert. Er hat offenbar
dieses Leben dem unsteten Herumziehen vorgezogen. An Schlachten
aber hat er kein Gefallen gefunden. Dafür sprechen mehrere
Stellen in seinen Werken, die den Eindruck persönlichen Bekenntnisses
machen. Zunächst eine allgemeine Wertung der Feldschlacht
in seiner Erstlingsschrift, dem „Satyrischen Pilgram" : „Ohne Ruhm
zu melden, ich bin ehemalen auch dabeigewesen, da man einander
das Weiße in den Augen beschauet, kann derowegen wohl Zeugnis
geben, daß es einem jeden, der sonst keine Memme ist, eine Herzenslust
ist, solange einer unbeschädigt bleibt. Wenn aber einer
von fern das erbärmliche Spektakel einer Schlacht mit gesunder
Vernunft ansieht, so wird er bekennen müssen, daß nichts Unsin-

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