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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 10
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nigeres auf der Welt sei als eben dieses klägliche Schauspiel." Gewiß,
Grimmelshausen war kein Feigling und wollte daher auch nicht in
den Verdacht eines solchen kommen; aber es überwiegt doch in
seiner Charakteristik der Feldschlacht die negative Seite. Daß wir
auf den Nebensatz „solange einer unbeschädigt bleibt" einen gewissen
Nachdruck legen dürfen, zeigt eine Stelle im „Springinsfeld",
einer der späteren simplicianischen Schriften, wo der Erzähler sagt :
„Wenn ich die erbärmlichen Zufälle betrachte, denen ein Soldat unterworfen
, so nimmt mich wunder, daß dem einen oder anderen
der Lust, in den Krieg zu ziehen, nit vergeht" (Kap. 14). Im folgenden
Kapitel des „Springinsfeld" klagt er über die Wirkung des „verfluchten
Geschützes" — er meint damit die Schußwaffen allgemein —
„daß nämlich ein geringer Bärenhäuter dem allertapfersten Helden
. . . das Leben nehmen kann." Also eine Klage über die Mechanisierung
des Krieges aus der Zeit ihrer ersten Anfänge.

Grimmelshausen hatte in Offenburg keine kriegerischen Aspirationen
mehr. Er hätte sonst wohl Gelegenheit gehabt, diese zu befrie-
diegen, etwa 1644 bei den Kämpfen um Freiburg unter dem bayerischen
General Mercy. Es reizte ihn nicht. Ich halte es deshalb auch
für falsch, wenn man aus gewissen Bemerkungen im „Simplicissi-
mus", die gegen VetterlesWirtschaft und Fortkommen durch Schmieren
gerichtet sind, den Schmerz des Verfassers über Nichtbeförde-
rung hat herauslesen wollen, darüber, daß seine militärische Laufbahn
in der Schreibstube endete. Das war sein freier Wille. Er muß
auch sehr bald zur Arbeit auf der Schreibstube herangezogen worden
sein. Zwar beginnen seine Berichte an den Kurfürsten von Bayern
erst mit dem Jahre 1645. Das war aber eine Aufgabe, die bei dem
Dreiundzwanzigjährigen ein Vertrauensverhältnis zu seinen Vorgesetzten
, besonders auch zu dem Kommandanten, Hans Reinhard
von Schauenburg, voraussetzt, daneben aber auch eine gründliche
Schulung im Kanzleiwesen. Da hatte der junge Mann, dessen Schulausbildung
mit zwölf Jahren jäh abgebrochen war, manches zu
lernen. Auch die schwungvolle Handschrift wird er sich erst damals
angeeignet haben. Ich möchte also glauben, daß Grimmelshausen in
Offenburg nicht lange in den Festungswerken Dienst gemacht hat,
sondern sehr bald in die Schreibstube gekommen ist. Vielleicht ist
er durch eine Begebenheit erstmals aufgefallen, die er in seinem
„Ewigwährenden Kalender" erzählt. Es ist die Anekdote vom Platt-
eißlein, dem Meerwasserfisch, den man im Offenburger Mühl-

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