Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 11
(PDF, 45 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1950/0011
bach gefangen hatte. Sie fällt in das Frühjahr 1639, als Grimmelshausen
noch nicht lange bei der Offenburger Garnison war. Die Vorgesetzten
Grimmelshausens werden bald dahinter gekommen sein,
daß der hochgewachsene Jüngling mit dem wohlklingenden Namen
einen hellen Kopf hatte und für andere Dinge brauchbarer war als
für den Umgang mit der Muskete.

Damit kommen wir zu der eigentlichen Begründung der Tatsache,
daß Grimmelshausen schon damals den Dienst mit der Feder dem
Waffendienst vorgezogen hat: er war ein geistiger Mensch.
Und dazu kommt ein weiteres gewichtiges Moment. Er hatte das
Glück, das nicht jedem geistigen Menschen beim Kommiß zuteil geworden
ist : er fand einen Vorgesetzten, der für diese Art Verständnis
hatte und die Interessen und Bestrebungen seines Untergebenen
in jeder Weise förderte. Dieser Mann, der auch deswegen
mit Ehren genannt zu werden verdient, war der Regimentssekretär
Johannes Witsch, der 1632 in Freiburg die Würde eines Magisters
der freien Künste erlangt hatte. Er ermöglichte dem jungen
Grimmelshausen, den Grund zu legen zu der umfassenden Bildung,
in deren Besitz wir ihn später sehen, und dieser muß die Gelegenheit
zum Lernen und Lesen mit einem wahren Feuereifer ergriffen
und mit seltener Ausdauer ausgenutzt haben.

Zunächst möchte ich aber zur Stütze meiner Behauptung, daß
Grimmelshausen am Soldatenleben, wie es damals war, kein Gefallen
gefunden habe, auf eine kleine Schrift des Dichters eingehen,
die den Titel „Der stolze Melcher" trägt. Da fällt schon auf der Titelseite
die widmungsartige Bemerkung auf : „Der friedenssatten und
gern kriegenden deutschen Jugend zum Meßkram verehrt". In der
Schrift selber wird uns das Schicksal eines Bauernburschen vorgeführt
, der, nach Abenteuern und Beute gierig, der französischen
Werbetrommel gefolgt ist und nach viel ausgestandenem Unheil
krank und elend ins Elternhaus zurückkehrt. Das soll ein abschrek-
kendes Beispiel sein. Ein Schweizer Handwerksgesell aber, der sich
auch hatte anwerben lassen, äußert darin, er werde dies nie wieder
tun, „und wenn man ihm gleich hundert Dukaten Handgeld und
zwanzig Reichstaler monatlichen Sold geben würde. Er wolle lieber
arbeiten, daß ihm die Schwarte kracht, daß die Hände so hart wie
Horn würden und das Blut zu den Nägeln heraus ging." Nur einzig
zum Schutz des eigenen Vaterlandes hält er den Kampf für berechtigt
. Zu diesem Zweck ist ja auch Grimmelshausen selbst in den

11


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1950/0011