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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 14
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in Wasserburg erfolgt ist, denn nie in seinem Leben wird der
Einfluß der katholischen Richtung so stark gewesen sein wie damals
in Bayern, der Hochburg der Gegenreformation. Vielleicht erfolgte
er auch im Hinblick auf die bevorstehende Verehelichung, die nach
der Rückkehr. nach Offenburg am 30. August 1649 erfolgte. Dazu
paßt auch das Alter von 26—27 Jahren. Ein früherer Zeitpunkt ist
nicht wahrscheinlich, da Grimmelshausen an zwei Stellen betont,
daß für einen solchen Schritt eine gewisse Reife erforderlich sei. So
sagt Simplicius zu dem Pfarrer von Lippstadt, er wolle mit der Entscheidung
zwischen Petrinisch und Paulinisch warten, „bis er seinen
Verstand völliger bekomme und wisse, was schwarz oder weiß sei".
Im zweiten Teil des „Vogelnests" aber läßt er einen Juden, um
dessen Bekehrung sich ein Pater und ein Pfarrer bemühen, sagen,
„die Mutierung der Religion sei ein großes Werk, daran die Seligkeit
gelegen, und deshalb nicht so leichtlich und ohne reifen Vorbedacht
zu wagen."

Der genannte Albertinus hat aber noch andere Werke der spanischen
Literatur verdeutscht, deren Bekanntschaft für Grimmelshausens
Schriftstellerei von entscheidender Bedeutung wurde. Es
sind die sog. Schelmenromane, die für seinen „Simplicissimus" und .
die anderen simplicianischen Schriften das literarische Vorbild abgegeben
haben und den Anstoß gaben, daß sich auch in Deutschland
neben dem heroisch-galanten Moderoman, in dem sich Grimmelshausen
auch versucht hat, eine neue entwicklungsfähige Form
erzählender Kunst herausbilden konnte.

Nachdem Grimmelshausen in Offenburg und Wasserburg den
Grund zu seiner umfassenden Bildung gelegt hatte, trat mit der Verheiratung
und der Übernahme der Schaffnerstelle in Gaisbach
bei Oberkirch im Dienste seines früheren Kommandanten Schauenburg
ein gewisser Stillstand ein. Die ihm gestellte Aufgabe wird
ihn, angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten dieser Nachkriegszeit
, voll in Anspruch genommen haben. Von diesen Schwierigkeiten
zeugen die erhaltenen Abrechnungen. Die Lösung des
Dienstverhältnisses im Jahre 1660 mag zwar für die Existenz der
vielköpfigen Familie — sechs Kinder waren inzwischen geboren —
manche Schwierigkeiten gebracht haben, dem Dichter brachte sie
größere Freiheit.

In die folgenden Jahre fällt nun noch ein dritter, für Grimmelshausens
geistige Entwicklung wichtiger Abschnitt, welcher der

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