Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 19
(PDF, 45 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1950/0019
Nun spielen die Anekdoten des „Ewigwährenden Kalenders" auffallend
oft in Philippsburg, und kein anderer Ort wird so oft darin
genannt als diese Rheinfestung, wo Simplicius nach seiner abenteuerlichen
Rückkehr aus Frankreich gegen seinen Willen wieder
ein Musketier sein mußte. Die Schilderung Philippsburgs läßt aber
im Roman jede Lokaltreue vermissen. Diese Tatsache brachte den
früheren Berliner Literarhistoriker Julius Petersen auf die Vermutung
, daß Philippsburg eine Tarnung für Offenburg
sei, auf das die bei Philippsburg geschilderten inneren Verhältnisse
passen würden.

Hierfür scheint mir noch eine weitere Überlegung zu sprechen.
Simplicius nimmt von Philippsburg aus an einem Streifzug teil, der
den Zweck hat, ein von Basel kommendes Schiff abzufangen, das
Weimarische Offiziere und Güter an Bord hatte. Als sie aber oberhalb
Ottenheim bei Lahr mit einem Fischernachen über den Rhein
übersetzen wollen, um sich in einem Werder in einen Hinterhalt
zu legen, schlägt der Kahn um, und Simplicius nimmt ein unfreiwilliges
Bad im Rhein, das er in seiner grotesken Art näher
beschreibt. Es erscheint nun auffällig und sogar äußerst unwahrscheinlich
, daß man sich damals zu einem Streifzug von Philippsburg
aus über 100 km stromaufwärts sollte begeben haben. Ob hinter
diesem Abenteuer ein persönliches Erlebnis des Dichters steckt,
ist natürlich schwer zu sagen. Man hat in dieser Hinsicht gegen
frühere Auffassungen schon erhebliche Abstriche machen müssen.
Sollte es aber der Fall sein, dann könnte sich dies weit eher von
Offenburg aus zugetragen haben als von Philippsburg.

Nun hatte aber Grimmelshausen bei der Mär vom Platteißlein
Offenburg genannt. Wenn er es also bei den anderen Anekdoten
nicht tat, so muß er seine Gründe dafür gehabt haben. In der Tat
handelt es sich hier zumeist um Begebenheiten, deren Veröffentlichung
in Offenburg oder bei Personen, auf die sie Bezug haben,
Befremden hätte erregen können. Das gilt z. B. sehr stark von dem
Betrug bei der Musterung, wo der Hauptmann einen Teil der Gemusterten
nachher unter anderem Namen als krank zu Bett liegen
läßt, weil er die Stärke der Besatzung auf dem Papier größer
gemacht hatte, als sie in Wirklichkeit war. Andere von den Philippsburger
Anekdoten enthalten kecke Anzapfungen irgendwelcher Personen
. Auf eine dieser Anekdoten, die in Philippsburg spielen soll,

2*

19


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1950/0019