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inneren Frieden scheint er nicht gefunden zu haben. 1544 starb er
in Straßburg. Paul Volz war ein wissenschaftlich hochgebildeter
Humanist. Ohne Zweifel hat er in seiner Vaterstadt, die er wiederholt
besuchte, die humanistischen
Ideen verbreitet, unterstützt von
Sebastian Braut, der mit einer
Offenburgerin vermählt war. In derselben
Richtung wirkte auch der
reformeifrige Straßburger Münsterprediger
Geiler von Kaysers-
b e r g , der mit einem Offenburger
Bürger namens Bechtold im Briefwechsel
stand. Der Mann aber, mit
dem der Humanismus in Offenburg
einzog, war Gervasius Sau-
p h e r. 1490 in Breisach geboren, studierte er 1505 in Freiburg, verbreitete
die humanistischen Erziehungs-Grundsätze der von Wim-
pheling geleiteten Bewegung und wirkte 1514—1517 in Offenburg.
Er ist der Gründer der Offenburger Lateinschule, des Vorläufers
unseres Gymnasiums. Einer seiner bedeutendsten Schüler war der
große Straßburger Rechtsgelehrte Wendelin Bittelbrunn. Einen gewissen
Anziehungspunkt für Gelehrte von Ruf bildete die um
1490 errichtete Offenburger Buchdruckerei. Ein Wiegendruck dieser
Druckerei von 1496 mit den Fastenpredigten des Bischofs von Licio
ist noch erhalten.
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Offenburger Wiegendruck von 1496
Die kirchlichen Zustände im Bistum Straßburg
Die kirchlichen Zustände verlangten gebieterisch eine Reform.
Die Bischöfe waren verweltlicht. Das lag in der Verfassung des
Reiches begründet; denn dieselben waren nicht nur kirchliche Würdenträger
, sondern auch Landesfürsten. Als solche waren sie mehr
auf ihre weltlichen Befugnisse und Einnahmen als auf das geistliche
Wohl ihrer Diözese bedacht. Der Harnisch war ihnen oft gewohnter
als das Meßgewand. Großenteils kamen sie ihren kirchlichen Berufspflichten
gar nicht oder nur lässig nach, unterließen die Bistumsvisitationen
und Diözesansynoden und schritten selten gegen Mißbräuche
ein. Die Domherrenstellen waren Adelsmonopole geworden.
Geistliche Haltung wurde nicht mehr unbedingt vorausgesetzt.
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