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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 30
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in französische Gefangenschaft und konnte seine Befreiung nur durch
ein ungeheures Lösegeld erkaufen. Als er nach seiner Rückkehr den
deutschen Protestantismus in Bedrängnis fand, führte er ihm im
Schmalkaldischen Krieg 2000 Mann zu, kam aber durch den unglücklichen
Ausgang des Krieges in große Not. Um der Strafexpedition
des siegreichen Kaisers Karl V. zu entgehen, übertrug er die Regierung
seiner Lande seinem Bruder Friedrich, der dem alten
Glauben treu geblieben war. So mußte also Wilhelms Maßnahme
die Rekatholisierung der Landvogtei zur Folge haben. Aber Friedrich
war tolerant und besonnen. Den evangelischen Predigern gegenüber
verhielt er sich sehr gemäßigt. Ferner wurde seine Handlungsweise
durch seinen Gehorsam gegen den Kaiser bestimmt. Dieser
ließ, um eine vorläufige Einigung der beiden Konfessionen zu erzielen
, ohne Rücksicht auf Papst und Konzil das sogenante Augsburger
Interim verkünden, das den Protestanten einstweilen Laienkelch
und Priesterehe gewährte. Graf Friedrich glaubte nun, das Interim
in seinen Landen durchführen zu müssen, und beauftragte seinen
Obervogt M u ß 1 e r mit dessen Durchführung. Dieser aber war klug
genug, sich mit dem Bischof von Straßburg zu verständigen, dem
das religiöse Schicksal seines Pfandbesitzes natürlich auch sehr am
Herzen lag. Wie zu erwarten war, bestand der Bischof auf strikter
Wiedereinführung des katholischen Glaubens. Infolgedessen hatten
die Verhandlungen, welche Obervogt Mußler mit den Vögten,
Schultheißen und Gerichtsleuten führte, das Ergebnis, daß die evangelischen
Prediger der Landvogtei ihre Stellen verlassen mußten.
Der Prädikant in Weingarten, Andreas F 1 i n d e r , begab sich in
den Dienst der Stadt Straßburg. Diese Entwicklung der Dinge war
nicht im Sinne des Grafen Friedrich, weil sie gegen den Willen des
Kaisers verstieß. Den politischen Zweck, den Friedrich mit seinem
großen Entgegenkommen gegenüber dem Kaiser verfolgt hatte,
erreichte er übrigens doch nicht; denn 1551 löste der Bruder des
Kaisers, König Ferdinand I., die gesamte Ortenauer Pfandschaft ein
und brachte sie an das Haus Habsburg. Damit war das Schicksal des
Protestantismus in der Landvogtei endgültig besiegelt.

So war gerade in dem Territorium der Ortenau, das am frühesten
zur neuen Lehre übergetreten war, fünfundzwanzig Jahre nach dem
Beginn der Reformation der Katholizismus wiederhergestellt. In den
umliegenden Herrschaften jedoch, wie z. B. in der Grafschaft Hanau-
Lichtenberg, der Herrschaft Lahr-Mahlberg und einigen ritterschaft-

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