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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 56
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1950/0056
22./23. Sept., indem sie Teile der Strecke zwischen Orschweier und
Ringsheim aufrissen. (Die Bahn war erst vor 3 Jahren in Betrieb
genommen worden). Hierbei wirkten auch Männer aus Orschweier,
Grafenhausen, Mahlberg und wohl auch Kappel mit. Auch der oben
schon erwähnte Seraphin Kirn, geb. 3. Januar 1822 als Sohn des
„Murer-Hans" und der Maria Anna Anker, spielte hierbei eine Rolle.
Der Michael B e r t h o 1 d war am 30. September 1823 als Sohn des Bürgers
und Taglöhners Joseph Berthold und der Franziska Schwarz geboren.
Er war ein nicht besonders gut beleumundeter Zeitgenosse, der viel
auf den Fisch- und Froschfang ausging und später in einer solid
gebauten Gartenhütte im Gewann „Espen", die heute noch steht,
hauste. Es gibt heute noch viele ältere Leute in Ettenheim, die ihn
noch gekannt haben. So mußte ihm der 1882 geborene ölmüller
Jos. Henninger im Auftrage seiner Mutter oft ein Mittagessen in
seine Gartenhütte bringen. Der Mann ist sehr alt geworden und war
ein Paradestück der Kreispflegeanstalt in Freiburg, in der er sich
den Winter über meist aufhielt, um im Sommer in seine Hütte
zurückzukehren. — Wegen der Eisenbahnsabotage kam er in Haft.
(Das Geschlecht der Berthold gibt es heute in Ettenheim nicht mehr.)

Die Eisenbahnsabotage bei Orschweier hatte zur Folge, daß über
den Bezirk Ettenheim der Kriegszustand verhängt wurde (auf
Grund eines Gesetzes vom 7. Juni 1848), wovon das Bezirksamt mit
Verfügung vom 2. Oktober 1848 die Gemeinden verständigte. Es
fand infolgedessen auch eine allgemeine Entwaffnung der
Bevölkerung statt, und es mußten nicht nur die Privatwaffen, sondern
auch die Gewehre abgeliefert werden, die schon früher vom
Kriegsministerium geliefert und am 23. September an „zuverlässige
Bürger" ausgehändigt worden waren. (Es waren im ganzen „noch"
65 vorhanden, Mors hatte im Frühjahr einen Teil mitgenommen.)
Diese mußten an das Zeughaus nach Karlsruhe gesandt werden, von
wo sie im Frühjahr für die Volkswehr geliefert worden waren. Die
Privatwaffen wurden auf dem Rathausspeicher aufbewahrt, in Kisten
verschlossen und versiegelt. Hierfür wurden die Kisten benützt, in
denen s. Zt. die „ärarischen" Gewehre gekommen waren und die
noch im Hofe des Frachtfuhrmanns Sebastian S a r t o r i standen, der
sie — wohl in Orschweier am Bahnhof — abgeholt hatte. (Dieses
Fuhrgeschäft im Hause Austraße 11 besteht heute noch unter Joseph
Meyer, insbesondere für Frachten nach und von Lahr, ist also weit
über 100 Jahre alt.) — Nur einige Jagdpächter und einsam wohnende

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