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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 59
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der oben erwähnte Anton Kirn (Murer-Toni), geb. 7. 8. 1786 in
Ettenheim, der Urgroßvater des heutigen Stadtrates Anton Kirn. —

IV. Die Mai-Revolution 1849.

Der Struve-Putsch hatte den Bestrebungen der freiheitlich gesinnten
Männer und der Bevölkerung mehr geschadet als genützt. Die
Reaktion erhob ihr Haupt wieder. Die Gefängnisse saßen voll
Rebellen. Die Atmosphäre war geladen. Im badischen Landtag ging
es im Februar 1849 sehr stürmisch zu. Die Ablehnung der Kaiserkrone
durch Friedrich Wilhelm IV. im April 1849 hatte insbesondere
auf das Militär sehr ungünstige Rückwirkungen. Noch Ende März
waren Struve und Blind zu je 5 Jahren Einzelhaft verurteilt worden.
Am 2. Mai aber wurde Fickler freigesprochen, ebenso Wilhelm
Liebknecht am 12. Mai in Freiburg. Vom 11. Mai ab meuterten die
Truppen in Rastatt, Bruchsal, Freiburg, Lörrach und Karlsruhe (Zeughaussturm
), und in der Nacht 13./14. Mai flüchtete der Großherzog.

In einer merkwürdigen Parallelität der Ereignisse ging auch den
Mai-Unruhen des Jahres 1849 eine von vielen Tausenden von
Menschen besuchte Versammlung in Offenburg am 13. Mai 1849
voraus. Aber diese hatte einen anderen Anstrich wie diejenige vom
Josephstag 1848. Sie wurde beherrscht von einer ausgesprochen
revolutionären und republikanischen Stimmung. Das kam auch darin
zum Ausdruck, daß an ihr schon meuternde Soldaten aus Rastatt
teilnahmen und die Farben Schwarz-rot-gold der roten Fahne weichen
mußten.

Auch aus Ettenheim war diese Versammlung lebhaft beschickt,
vor allem aus den Kreisen der „Patriotenkammer" im Hause des
Murer-Hans. Als die Teilnehmer abends heimkamen, marschierten
sie in einem feierlichen, von lebhaften Ausrufen begleiteten Zug in
Ettenheim ein. Der Hutmacher-Kasper (Kaspar Santo) trug die rote
Fahne voraus. „Jetzt geht's los, jetzt haben wir die Republik" riefen
die Heimkehrenden. So hat es die verstorbene Frau Altlammwirt
Wilhelm Müller noch vor etwa 20 Jahren geschildert. Diese, eine
geborene Karoline Köbele, lebte von 1833 bis 1930, ist also 97 Jahre
alt geworden. Einer ihrer Söhne, H. Alex Müller, geb. 1864, lebte
bis Oktober 1949 noch in Ettenheim. Dieser wußte und sein
Neffe, Gerbereibesitzer Richard Henninger, weiß auf Grund Familientradition
noch manches aus jenen Tagen zu erzählen. — Die

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