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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 63
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in dem rebenumkränzten Ettenheim immer eine große Rolle spielte.
Zudem war der Hermelinwirt ein eifriger Gesinnungsgenosse. Als
später die Preußen kamen, soll er sich einige Tage im Keller in
einem großen Faß versteckt gehalten haben. Er war ein Großonkel
des im Dezember 1948 verstorbenen Studienrats a. D. Friedrich
Stoelcker und des Bankdirektors Eugen St. sowie des 1947 verstorbenen
Fabrikanten Otto St. —

Die Ettenheimer Volkswehr hob auch die Mannschaften der umliegenden
Orte aus. Bei dieser Gelegenheit wurde ein Mann in
Kippenheimweiler, der sich sträubte, aus Leichtsinn erschossen. Das
und die zwangsweise Aushebung riefen Unwillen bei der Bevölkerung
hervor und waren den „Gelben", den Anhängern des Großherzogs
im konservativen Bürgertum, Wasser auf die Mühle gegen
die „Roten". So wurden die beiden Parteien damals bezeichnet.

Während der Revolutionswochen bestand in Ettenheim ein
Wehrausschuß, der die Beschaffung der Ausrüstungsstücke
für die Volkswehr betrieb. Als Geschäftsführer erscheint unterm
31. Mai 1849 ein Rechtskandidat Weikher, später nur noch der
Hermelinwirt Karl Stölcker. Der Wehrausschuß ordnete Zahlungen
aus der Stadtkasse an. Aus den Akten der Gemeinde betr. „Die
Kosten der Mai-Revolution", und zwar aus einem Ratsprotokoll vom
17. November 1849, ergibt sich, daß St. damals abwesend war. Offenbar
war er flüchtig. —

In I erscheint als einer der Ettenheimer Radikalen der Karl Vogt.
Dieser war der Vorbesitzer des Wohnhauses der Buchdruckerei Lei-
bold, jetzt Stückle. Viele alte Ettenheimer haben ihn noch gekannt.
Vogt tritt bei den Ereignissen des Jahres 1849 als „Hauptmann" und
ein gewisser Brunnenkant von Rust als „General" auf. Es ist
nun folgende Szene überliefert : Man hatte Generalmarsch geschlagen
, und einige benachbarte Wehren kamen nach Ettenheim, um,
nach Besichtigung durch die Genannten, an die Front ins Unterland
abzumarschieren. Der „Hauptmann" und der „General" besichtigten,
mit großen roten Schärpen und Schleppsäbeln angetan, morgens um
8 Uhr, aus dem „Hermelin" kommend, die auswärtige Mannschaft,
gingen dann wieder zu einem Trunk in den Hermelin zurück und
ließen die „Freischärler" bis mittags 12 Uhr vor dem Rathaus stehen.
Letztere waren mit grobleinenen Blusen bekleidet und machten einen
Höllenlärm, was aber den Hauptmann und den General in ihrem
Trunk nicht störte. — Als dann später Ettenheim von preußischen
Kavallerietruppen besetzt war, mußten die noch anwesenden Frei-

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