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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 73
(PDF, 45 MB)
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jetzige, dokumentarisch so gut wie nichts Genaues überliefert. Doch
berichten 35 Jahre später die Augenzeugen Maurermeister Andreas
Brenta, der hochfürstliche Wagenknecht Barthel Rödelbach und der
Stukkateur Hans Georg Stöhr über die Grundsteinlegung, daß im
Juli 1701 alle Anstalten für diesen festlichen Anlaß getroffen und
der Platz mit grünen Maien geschmückt war. Am 5. Juli, sonntags
früh um 9 Uhr, war der „Weihbischof" von Speyer mit dem Markgrafen
und zahlreichen hohen Herrschaften auf dem Platz erschienen.
Der Grundstein wurde herbeigetragen und in das linke Eck gegen
den „Hirschwirt" (heute Sporthaus Ertel) gelegt. Auf der miteingemauerten
kupfernen Tafel war ein Plan dieser neuen Kirche eingestochen
, wie Brenta mit eigenen Augen gesehen, auch wurden
einige Medaillen und zwei Flaschen mit rotem und weißem Wein
versenkt. Auf den mit Gips verwahrten Deckel tat der Kirchenfürst
drei Schläge; seinem Beispiel folgten Ihre Durchlaucht und die übrigen
hohen Gäste. Dann wurde das Kreuz darauf gesetzt und vom
„Weih"bischof unter Paukenschlag und Trompetenschall auf dem
freien Platz ein feierliches Hochamt gehalten. Das mit der Grundsteinlegung
verbundene Volksfest zog sich über drei Tage hin.

Es wird still um den Bau

Es ist überraschend, daß alsbald nach diesem Akt eine völlige
Stille um den Kirchenbau eintritt. Besaß Franziska Sibylla
A u g u s t a nicht die ungestüme Energie ihres verstorbenen
Gemahls ? Waren die Gedanken der kunstverständigen und -frohen
Frau auf andere Pläne gerichtet ? Ein undatierter Bericht der Markgräfin
-Witwe erzählt, daß der Türkenbezwinger dem Himmel gelobt
hatte, eine Kirche mitten in der Stadt zu bauen, wenn er ihm einen
männlichen Erben schenke. Als jedoch nach vielen Enttäuschungen
dieses freudige Ereignis eingetreten war, nahmen den kaiserlichen
Generalfeldmarschall andere Aufgaben völlig in Anspruch. Aber auf
seinem Krankenbette, das ihm in seinem neuen Stammsitz, dem
Rastatter Schloß, am 4. Januar 1707 zur Totenbahre wurde, befahl er
seiner Gemahlin und seinen Erben dringend die Erfüllung seines
Gelübdes. Doch die unaufhörliche Sorge um ihre Familie, die wachsende
Last der Regierungspflichten, sowie die ständigen Bausorgen
um die würdige Ausgestaltung und architektonische Verschönerung
der jungen Residenz drängten manches persönliche Anliegen der
Markgräfin in den Hintergrund; aber vergessen hatte sie in ihrer
Gewissenhaftigkeit ihres Gemahls Wunsch und Wille nicht.

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