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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 79
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fahrtskirche in Birnau am Bodensee, und schließlich von dem
Italiener Johann Antoni V a n i n i , einem Bruder des Rastatter
Stadtzieglers Georg Vanini. Die Kostenberechnung Vaninis sah
8196 Reichstaler für die Reparatur des alten Kirchleins vor. Da auch
Jon. Peter Ernst Rohrer bei Aufführung von zwei Türmen an der
alten Kirche einen Kostenaufwand von ca. 42 000 fl herausbrachte,
fiel jetzt der ursprüngliche Gedanke einer durchgreifenden Wiederherstellung
der Bernharduskirche endgültig.

Vaninis Plan zu einer neuen Kirche hatte ebenfalls keinen Erfolg.
Als er dem markgräflichen Baumeister Rohrer zur Begutachtung
vorgelegt wurde, kam dieser zu dem schonungslosen Urteil, daß er
voller Fehler, gegen alle Bauregeln, undurchführbar und stümperhaft
sei. Rohrers Bericht war ein vernichtender Angriff gegen die
italienische Bauweise, die, z. B. ganz deutlich am Schloß, laufend
kostspielige Instandsetzungen nach sich zog. In seiner Abrechnung
mit den Italienern erinnerte Rohrer auch daran, daß Rossi und viele
seiner Landsleute bei der Übersteigung der Stollhofener Linien (im
Mai 1707) durch Villars „die Chance zur Desertierung" benutzten,
wahrscheinlich, um sich wegen der damals schon offenbaren schadhaften
Bauweise an den herrschaftlichen Gebäuden der Verantwortung
zu entziehen. (Diese Beschuldigung und Rossis Flucht erklärt
nun auch die Frage, warum sein Name in den Akten zum letzten
Mal am 12. April 1707 erscheint.) Vielleicht hat auch Dr. Gerhard
Peters mit seiner Annahme recht, daß die Markgräfin bald nach dem
Tode ihres Gemahls dem „zu selbstbewußten, zu starken Mann" den
Laufpaß gegeben hat (s. „das Rastatter Schloß" in „Heimatblätter
vom Bodensee zum Main" No. 27 (1925) S. 60).

Diesen Zusammenhang beleuchtet auch die Tatsache, daß Joh.
Jakob Rischer schon im Jahre 1709 als Bau- und Zimmermeister von
Heidelberg berufen worden war, um über den Schaden zu befinden,
der durch Unerfahrenheit und Versäumnis des Architekten Rossi
entstanden war.

Des Interesses halber mag noch eine Stelle aus Rohrers Brief an
Ludwig Georg vom 4. Juli 1739 erwähnt werden, wo Rohrer offenherzig
darlegte, daß seine Familie in ihrer böhmischen Heimat Haus
und Hof verlor, daß der verstorbene Markgraf Ludwig Wilhelm
Rohrers Vater stets wohlwollend behandelte und die Söhne in ihrer
Ausbildung großzügig förderte, die später ihrer Herrschaft jederzeit
treu gedient haben. Darum wagte er auch die Bitte auszusprechen,
ihm die Erbauung der Kirche vor anderen Bewerbern zukommen zu

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