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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 88
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wurden. Das Studium bereitete mir unendliche Mühe, wurde aber
durch reichen Gewinn an Erkenntnissen belohnt.

Der erste Fall betrifft einen Mord, den ein aus Schuttertal in der
Grafschaft Geroldseck gebürtiger 28jähriger Mensch namens J o -
hann Himmelsbach in der Frühe des 6. Dezember 1708 auf
der Landstraße, die von Hornberg östlich abbiegend durch das
Reichenbachtal *) auf die Höhe der Baar führt, an einem 23jährigen
Bäckerburschen namens Hans Götz aus dem Dörfchen Burgberg 4)
beging, der sich auf dem Heimweg befand. Götz war 2 Tage zuvor
mit 4 Sester Weißmehl und einem „Legel" (Fäßlein), die er auf einen
Schimmel geladen hatte, in den Breisgau gereist, um das Mehl zu
verkaufen und dafür Wein einzutauschen. Als er zur bestimmten
Zeit nicht in Burgberg eintraf, fürchteten seine Angehörigen, er
könne bei dem tiefen Schnee und der Kälte unterwegs verunglückt
sein, und sein Onkel Caspar Götz machte sich deshalb am 10. Dezember
mit zwei Begleitern auf die Suche. Sie fanden ihn tot in
einem Fohrenwald im oberen Reichenbachtal hinter einer Köhlerhütte
, fest auf ein Pferd gebunden, das noch lebte, das aber nicht
der Schimmel, sondern ein Füchslein war. Der blutige Kopf des
Menschen hing auf den Boden, die Haare waren ihm von dem Tier
auf der linken Seite weggefressen. Das noch gefüllte Weinfäßlein lag
vor der Hütte eingeschneit, der blutbesudelte Hut und die Säcke
lagen in der Hütte. Da es Nacht wurde, ließen sie alles liegen und
kehrten zurück. Am nächsten Morgen war das Pferd verschwunden,
die Leiche lag aber noch am Platz. Der nächste Bauer hatte beide am
gleichen Morgen entdeckt, das Pferd hatte er in seinen Stall gestellt
und war nach Hornberg geeilt, um Anzeige zu erstatten. Caspar
Götz schaffte nun die Leiche nach Hornberg, damit „Schramberg sich
nicht wegen strittiger Jurisdiction darein mengen möchte".5)

In Hornberg, das bekanntlich noch bis 1810 württembergisch blieb,
versah der Stadtschreiber Trautwein, der anscheinend juristische
Kenntnisse besaß, die Stelle eines „Amtsverwesers". Im Spital
wurde nun die Leiche in Gegenwart der beiden Bürgermeister und
des Apothekers von einem Chirurgen (frühere Bezeichnung der
Wundärzte, die zugleich Barbiere waren) untersucht. Das Ergebnis
lautete : „Es hat sich befunden, daß der Hauptschlaff (die Haupt-

3) Nicht mit Reichenbach bei Seelbach zu verwechseln.

4) In der Nähe der späteren Brüdergemeinde Königsfeld gelegen.

5} Die Grenzverhältnisse zwischen dem württembergischen Amt Hornberg und der vorderösterreichischen
Herrschaft Schramberg waren strittig. Siehe „Ortenau", Heft 22, S. 130.

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