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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 89
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schlafe) mit einem Streich auf der linken Seite, wobei der Musculus
temporalis (Schläfenmuskel) zerquetscht, das os squamosum et pe-
trosum (Schuppen- und Felsenbein) ganz zerschmettert und zersprengt
, daß die Splitter ganz auf der Dura Mater (harte Gehirnhaut)
gelegen, selbige durchstochen, wovon die ganze linke Seite mit geronnenem
Blut angeloffen und vollgesteckt zwischen der Dura Mater
und massa cerebri (Gehirnmasse), daß auch die Gebeine das Hirn
ganz eingedruckt. Der andere Streich, so über das os occipitis (Hinterhauptsbein
) gegangen, das Bein alles zersprengt und die Splitter
ins Hirn gegangen : der dritte Streich gehet über das Gesicht, mit
welchem die Leffzen zweimal entzweigeschlagen und eine Wunde
über das Kinn gemacht, der untere und obere Kiefer zerschmettert
und die Zähne ledig. Die aspera arteria oder Luftröhren sind samt
dem Schlund ganz breit durch- und abgestoßen und entzwei-ge-
schnitten."

Der Reichenbacher Bauer, bei dem die beiden übernachtet hatten,
schilderte vor Amt, daß er deren Bitte um Herberge wegen des
üblen Wetters gern entsprochen habe. Sie hätten eine Suppe gegessen
, freundlich miteinander gesprochen und erzählt, daß sie sich
bei Haslach getroffen hätten. Der Fremde habe einen weißen Kittel
getragen, wie dies in den Tälern üblich sei, er sei bartlos und ein
starker, langer Mensch gewesen und habe als Ziel seines Weges
den Markt in Schramberg angegeben. Er habe ein kleines, rotes
Rößle geritten, der Bäcker aber habe den Wein auf einem Schimmel
geführt. Eine Stunde vor Tag seien sie miteinander in ungestümem
Wetter fort, der Fremde sei auf seinem Rößlein geritten, der andere
aber neben seinem Schimmel hergegangen.

Jetzt konnte man Leute ausschicken, die nach dem Mörder fahnden
mußten. Man gab ihnen ein Schreiben mit, in dem die Behörden
ersucht wurden, die Vorzeiger des Schriftstückes im Notfall kräftig
zu unterstützen. Dann werden die Kennzeichen des Mörders angegeben
und Belohnungen für die Ermittlung des Täters und Erstattung
der Unkosten versprochen. Die Fahndung hatte keinen Erfolg.

Nach etwa 21/s Jahren stellte sich der Mörder selbst in der Amtskanzlei
in Seelbach. Er wurde verhaftet und in das Gefängnis des
Schlosses Hohengeroldseck gelegt. Solatij fertigte Abschriften der
Hornberger Protokolle und machte alle notwendigen Erhebungen.

Am 30. Juni 1711 fand auf dem Schloß Hohengeroldseck durch
den Amtmann Solatij in Gegenwart des Seelbacher Vogtes Jakob
Faller und des Reichenbacher Vogtes Matthias Dreyer ein amtliches

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