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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 90
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Verhör des Angeklagten in der vorgeschriebenen Form statt. Auf
Befragen nach dem Grunde seiner freiwilligen Gestellung gab er an,
während seiner Abwesenheit habe man alle Missetaten und Verbrechen
im „In- und Ausland" ihm zugeschoben und seine Frau und
Kinder mit Haß überzogen, ja sogar mit Rache bedroht, weshalb er
ohne einigen Hinterhalt sein Verbrechen offen bekennen wollte.
Den Hergang der Tat schilderte er folgendermaßen. Er habe am
4. Dezember 1708 auf dem Wochenmarkt in Lahr einem Juden aus
Kippenheim ein Füchslein abgehandelt, mit dem er nach Schram-
berg reiten wollte, um sich dort Frucht zu kaufen, da er durch Unge-
witter um seine Ernte gekommen sei. Unterwegs sei ihm bei Haslach
ein Fremder mit einem Schimmel begegnet, dem er sich angeschlossen
habe, da sie teilweise den gleichen Weg hatten. VU Stunden
über Hornberg hätten sie bei einem Reichenbacher Bauer übernachtet
. Am frühen Morgen seien sie wieder weitergegangen. Nach
einem ziemlichen Stück Wegs habe Götz ihm gesagt, er solle mit
seinem Roß vorausreiten, um den Weg in den Schnee zu bahnen.
Beim Vorbeireiten habe der Schimmel seinem Roß einen solchen
Streich versetzt, daß es umgesunken sei und trotz allen Hebens und
Schlagens nicht mehr in die Höhe zu bringen gewesen sei. Da habe
Götz dem Füchsle mit dem Messer in die Milzgrube „gestupft", dabei
aber auch ihn an der Hand verletzt. Dabei sei er in einen solchen
„gähen Zorn" geraten, daß er Götz das Messer aus der Hand gewunden
und ihm damit einen Stich unter dem linken Ohr in den Hals
beigebracht habe, worauf er zu Boden gesunken sei. Er aber in
seiner Wut habe ihm noch 4 oder 5 Streiche über den Kopf gegeben,
bis er expiriret (verschieden) sei. Er habe dann sein eigenes Pferd
so lange bearbeitet, bis er es endlich wieder zu Stand gebracht,
sodann habe er die Pferde umgesattelt und den Entleibten auf das
seinige gebunden, um den Körper aus dem Weg zu führen. Da er
es aber nicht von der Stelle bringen konnte, habe er sich auf den
Schimmel des Entleibten gesetzt und sei geflohen. Den Toten habe
er nicht ausgesucht und ihm nichts abgenommen außer dem Messer.

Dann schildert Götz seine Flucht. Sie ging zuerst nach Straßburg;
nach einigen Tagen kam er unvermerkt nach Lahr auf den Andreasmarkt
, um zu hören, ob er nicht „verkundschaftet sei". Als er nichts
merkte, sei er nach Hause, wo aber schon alles offenbar war, weshalb
er schleunigst nach Straßburg zurückging und sich im „Ochsen"
noch 10 Tage aufhielt, bis er erfuhr, daß man scharf hinter ihm her
sei, worauf er sich nach Mannheim durchschlug, wo er unter die

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