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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 95
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1950/0095
bach und Reichenbach stehende Hochgericht oder steinerner Galgen12)
seine Hochgräfliche Excellenz, der Graf von Cronenburg 13) höchst-
seeligen Angedenkens nicht allein erbauen, sondern allda auch
Justifikationen (Hinrichtungen) habe vornehmen und exequiren lassen
, 14) also habe er solches dem Herrn von Röder gütlich untersagt,
anbei die Remonstration getan, wie unbesonnen er hierinfalls sich
aufführe, ihn so ä contre — temps (zur unpassenden Zeit) mit solchen
Schwachheiten zu überfallen, worauf sie in einem ziemlich
spitzigen Wortwechsel miteinander geraten seien und er aus Furcht
großer Konfusion (Verwirrung) bei solchem Volksauflauf nahe daran
gestanden, daß er den Röder hätte ergreifen und gefänglich einführen
lassen, babe sich aber soviel möglich moderirt (gemäßigt) und
ihm jede Satisfikation versprochen und ihn endlich dahin beredet,
daß er ihm zusagte, die Mittagssuppe mit ihm einzunehmen, wo er
Anlaß genommen habe, sich rechtschaffen an diesem Kohlen-Edelmann
(!) ") zu reiben und ihm zu sagen, daß er sich künftig besser
vorsehen solle, das Haus Hohengeroldseck in seinen Gerechtsamen
auf solche unvernünftige Manier und Weise zu tentieren (anzugreifen
). Seine angeborene Ignoranz und Unwissenheit zu leben
solle ihn diesmal excusiren, inmassen er seiner „Gnädigsten Herren
Principalen Jura gegen derlei unzeitige Turbatores (Störenfriede)
nicht mit der Feder, sondern mit Spießruten werde suchen zu tuiren
(schützen), ihm freistellend, ob er die Probe davon zu seiner präten-
tirten Satisfaction haben wolle. Wenn er aber solche cavallierement
(kavaliermäßig) zu suchen vermeine, so solle er zuvor noch seine
Exercitia academica machen und lernen, wie man den Degen oder
die Pistole führen soll, sodann sich wieder anmelden, er werde sich
je und allemal finden lassen. Damit habe jener seine Rückkehr nach
Hause genommen und ihm diese letzten Worte hinterlassen, er solle
die Sache nicht so hoch aufnehmen, und er hoffe, an ihm einen guten
Freund zu haben.

Der Galgen, das Zeichen der Hohen Gerichtsbarkeit der Geroldsecker
, ist im vorigen Jahrhundert verschwunden, aber die Bezeichnung
„Hochgericht" lebt noch weiter als Name einer Haltestelle der
Kleinbahn, die Lahr mit Seelbach verbindet.

Der Urenkel des Grafen Caspar von der Leyen namens Philipp
Franz schloß sich 1806 den Rheinbundstaaten unter dem Protektorat

12) Am 16. 11. 1619 befand sich das Hochgericht in Steinbach bei Seelbach (Ortenau, Heft 17, S. 109).

13) Unrichtig statt Cronberg.

14) Hier Warden auch die Enthauptungen und andere Körperstrafen vorgenommen.

15) Wohl wegen der bei Diersburg vorkommenden Steinkohlen spöttisch gesagt.

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