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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 104
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sehe Kirchensatz vor Zeiten nicht zu dem Amt Haslach gehörig gewesen
, sondern erst in Anno 1579 laut vorhandenen Lagerbuchs von
dem Kloster Gengenbach samt Zehnt und andern Gefällen zu
Steinach um eine gewisse Summa Geldes hierhero erkauft worden
ist'.

über Planungen kam man in den nächsten Jahren nicht hinaus.
Neuen Auftrieb fand der Kirchenbau, als 1749 Pfarrer Johann
Mathäus Gengwisch nach Steinach versetzt wurde. Er gehörte
zu jenen Männern, die aus reiner Begeisterung und Freude am
Bauen bauen müssen. Kaum hatte Gengwisch die Pfarrei übernommen
, da drängt er schon das Amt Haslach wegen des Neubaus.
Seine Klagen über die unzureichende Kirche sind deshalb aufschlußreich
, weil sie den alten Baukörper, die Anlage vor der heutigen
, deutlicher werden lassen :

'Erstlich zeigt sich, daß die hiesige Pfarrkirche, zu welcher circa
1200 Personen eingepfarret seind, ad summum etwan bequemlich
400 Pfarrangehörige fasse, folgsam nicht einmal vor die Hälfte suffi-
zient seie. Woraus dann erfolget, daß die zur hiesigen Pfarrei gehörigen
drei Stäbe Bollenbach, Schnellingen und Welschenbollenbach
nebst denen obern Höfen des Stabs Steinach das ganze Jahr hindurch
allbereits niemalen in ihre ihnen angewiesene Pfarrkirche sich
begeben, sondern statt dessen nach Haslach abgehen und bei denen
Kapuzinern den Gottesdienst besuchen. Will ich sie anher zu kommen
nötigen, so entschuldigen sie sich, daß ich ihnen nicht zumuten
könne, daß sie unter offenem Himmel bei Frost, Kälte, Hitz und
Regen verbleiben und stehen müssen.

Zweitens ist die Kirche ohnedas in sehr ruinösem Zustand, die
mehrste Fenster sind zerbrochen, die Kirchenstülil verfaulet und
niedergeworfen, dem Dachstuhl drohet der Einfall. Mithin wann nur
die höchstnotwendige Reparation vorgenommen werden müßte, so
würde solche kaum mit 500 Gulden bewirkt werden.

Drittens ist das Chor dermaßen eng, indeme solches nicht größer
als allein der Kirchenturm in der Breite und Länge forderet, dahero
man aus der Kirchen und Sakristei auf die Kanzel, Altär und andere
notwendige Ort nicht anders als mit größtem Gedräng gleichsam
durchbrechen muß. Auch ist in besagtem Chor die hereinfallende
Helle nicht größer als zwei einzige Schuh in die Rundung, dahero
man bei dunklem Wetter auf dem Altar jederzeit ein Licht neben
das Meßbuch hinstellen muß, welches auch bei der Vesper um zwei
Uhr nachmittags geschiehet.

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