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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 108
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Gengwisch1) und seine Nachfolger, auf der andern die Landesverwaltung, die
gerade um die Zeit mit Kirchen- und Pfarrhausbauten ihre großen Sorgen hatte:
Überall scheinen in diesen Jahrzehnten die mittelalterlichen Kirchen ruinös und
klein gewesen zu sein — so sagen wenigstens die Berichte. Wären sie ganz ehrlich
gewesen, hätten sie wohl erklärt, die Kirchen seien altmodisch. Vielleicht war
es indes garnicht ein bewußtes Umbiegen der Wahrheit, sondern ein In-der-Zeit-
Fühlen: man wollte lichte, helle Kirchenräume. Um sie geht es fast immer. Die
Türme interessieren nicht so sehr. Sie wurden allenfalls erhöht, bekamen eine
andere Dachform — im Kern blieben sie meist unangetastet.

Daß die Wünsche, die von allen Seiten einkamen und bei denen es immer gleich
um hohe Beträge ging, an die Verwaltung große Anforderungen stellten, ist
unzweifelhaft. Ebenso unzweifelhaft ist jedoch auch deren Bereitwilligkeit, mit
der Zeit zu gehen und jedem gerecht zu werden. Sie verteilte ihre Mittel mit
kluger Mäßigung, was natürlich zur Folge hatte, daß an einer Stelle — etwa in
Steinach — nicht alles auf einmal gebaut und angeschafft werden konnte, sondern
Pausen eingeschoben werden mußten. War einer —■ wie etwa der Steinadler
Pfarrer — zu tatenfroh, hielt er seine Sorgen für die alleinigen und wichtigsten,
so bekam er zwischenhinein einen Dämpfer und mußte eben warten, bis die Reihe
wieder an ihn kam.

Dies zeigen augenfällig die im folgenden mitgeteilten Schriftstücke. Sie machen
uns des weitern mit Meistern bekannt, deren Namen und Werke bis jetzt nirgendwo
registriert sind. Dabei handelt es sich doch, was zu denken geben muß, um
Männer, die über ein ansehnliches Können verfügten und deren schätzbare Leistungen
—' wie jene zahlreicher anderer Meister gleichen Schicksals — unsere
Barockkirchen zu dem machten, was man schlechthin unter einem Barockbau versteht
. — Wir reihen die Schriftstücke zunächst in der zeitlichen Folge aneinander:

Das Obervogteiamt Haslach (Franz Christoph Hornstein, Bernhard Ludwig Straßer)
an den Fürsten Joseph Wilhelm Ernst zu Fürstenberg.
Haslach, 26. November 1750. Original.

Weilen nun der Kirchenbau zu Steinach abgewichenen Sommer hindurch all-
bereits so weit favorisiert, daß man wirklich auf die dareinkommen sollende Altar
zu gedenken hat, haben wir den allhiesigen Schreiner Joseph Glickher und den
Stokkator Hans Jerg Lechner für uns berufen und von jedem einen Riß über den
Chor- und Seitenaltar (und die Kanzel) zu verfertigen anverlanget, welche wir
auch hiemit anbiegen. Wir haben auch beide um den nächsten Preis befraget,
wie einjeder seine Arbeit imfall verfertigen wollte, und haben solchen sogleich
mit auf den Riß angemerket.

Wann wir nun hierüber unsere Meinung geben sollen, ob diese Altär von dem
Schreiner oder aber durch den Stokkator gemacht werden sollten, so findeten wir
mit dem Baumeister Saltzmann des Schreiners Arbeit vorzuziehen, wann nur auch
der Fassung halber einige Hoffnung zu machen wäre. Wann aber die Fassung der
hölzenen Altären spat oder vielleicht garnicht geschehen sollte, so wären wir der
ohnmaßgeblichen Meinung, daß es besser wäre, wann sowohl der Chor- als beide
Seitenaltäre als auch die Kanzel durch einen Stokkator auf Marmorart mit guten
Farben, auch dauerhaft gemacht werden sollten, alldieweilen diese Arbeit keine
Fassung mehr vonnöten und derentwegen diese Kirche umso ehender ausgemachet
und in brauchbaren Stand hergestellet werden könnte.

i) Dr. Mathäus Gängwich aus Unterbaldingen bei Donauesch'ngen, Vikar in Donaueschingen, zehn
Jahre Pfarrer in Mühlenbach, vom 6. Oktober 1749—1762 Pfarrer in Steinach, dann Pfarrer in
Krumbach bei Meßkirch, wo er am 14. Dezember 1768 im Alter von 59 Jahren starb.

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