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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 6
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erschienenen Werke ist. Der Pfarrherr und bedeutende Botaniker
und Obstzüchter Wolfgang Jakob Dümler hat daselbst sein Buch
„Baum- und Obstgarten" veröffentlicht. Darin wird im Kapitel XX
vom Papierried in drei Betrachtungen gehandelt. Er untersucht zuerst
, worauf vor alters geschrieben worden, dann wird der ägyptische
Papyrus behandelt, und drittens Seite 439 bis 477 „Was es mit
dem heutigen leinenen Papyr für eine Beschaffenheit habe". Unter
den 22 Kupfern des Werkes wird auf einer Tafel auch die Papyruspflanze
des Nils abgebildet. Dümler kannte die zahlreichen Nürnbergischen
Papiermühlen seiner Zeit. Sie boten ihm das beste Vorbild
für seine anschauliche Schilderung. Bei dem treuen Festhalten
der Papierer an ihren alten Gepflogenheiten darf man annehmen,
daß diese Schilderung auch für die früheren Jahrhunderte im großen
ganzen zutrifft.

Zu einer wohleingerichteten Papiermühle gehörten mindestens
fünf gelerntePapiermacher, die alle in sämtlichen Zweigen
der Papiermacherei bis zum Formenmachen ausgebildet und geübt
sein mußten. Die Papierbereitung wurde von ihren ersten Anfängen
im Abendlande an stets als sogenannte „Manufaktur", d. h.
in Gemeinschaftsarbeit ausgeführt. Ein Schreiner, Schmied oder sonstiger
Handwerker kann seine Tätigkeit allein oder mit Hilfe von
Gesellen und Lehrlingen als Helfern ausüben, welche seine Leistung
zu vermehren vermögen. Die Papiermacher aber müssen sich wie
am fließenden Band wechselseitig in die Hand arbeiten, um gemeinschaftlich
das Papier zustande zu bringen. Die erste Stelle und die
Vertretung des Meisters nimmt dabei der Büttgeselle ein; er heißt
auch Schöpfer, denn er schöpft oder bildet den Bogen. Von seiner
Geschicklichkeit hängen Güte und Beschaffenheit jedes einzelnen
Bogens ab. Den geschöpften Bogen nimmt ihm der Gautscher auf
der andern Seite der Bütte ab. Im Gautschstuhl stürzt er die gefüllte
Form auf einen Filz und schichtet Bogen und Filze regelmäßig aufeinander
. Nun kommt der dritte im Bunde, der Leger, und bringt die
aufgeschichteten Pauschte zum Entwässern in die Presse. Gautscher
und Leger standen sich im Range und Lohne gleich. In Werkstube,
Papiersaal, auf den Trockenböden und in der Leimküche werden die
Bogen aufgehängt, getrocknet, mehrfach gepreßt, geleimt, ausgelesen
und schließlich verpackt. Der Saalgeselle oder Saalmeister
leitet diese Stubenarbeit, sorgt für das Glätten des Papiers und gibt
ihm die Rüstung. An letzter Stelle kommt der Mühlbereiter. Er bedient
die gehenden Werke und Geschirre. Er trägt die Lumpen in die
Loche des Stampfwerks und leert sie. Er ist für Inganghaltung und

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