Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 102
(PDF, 52 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1951/0110
den Imbiß und wandten uns dann bei einer Flasche Bühlertälers
wieder den Windeckern zu. „Den hat Herr Reinhardt besonders geschätzt
: seiner geheimnishaften Herbheit, die an seine Vereigen-
schaftung erinnert, ohne dabei der dem Weine anstehenden mildernden
Süße zu entbehren. Gehen wir zu dem von Alzweiler über: Geringer
Eisengehalt des Bodens gibt ihm sein Besonderes, er dürfte
dem Kampfgeübten sonderlich nach einem Ausfalle der Burgmannschaft
gegen die Straßburgischen gemundet haben. Und den Kappler
—" er ließ der Lampe Schein sein Gold durchleuchten — „den
hat er wohl dem Ochsensteiner kredenzt, da er ihm aus langer Haft
den Scheidetrunk bot. Hören Sie der Linde bedeutungsvolles Raunen?
Es ist schon mehr Rauschen. Säumen wir nicht länger — vergessen
wir die bedeutende Neige nicht! Nun nehmen wir Platz im Halbdach
; schlagen Sie die Decke um, sie gibt mollige Wärme, und nun
stellen Sie Ihre Gedanken straff auf des Windeckers Strauß mit den
Straßburgern ein!"

Schweigend saß ich in dem geheimnisvollen Weben. Ich mußte
ein wenig eingenickt gewesen sein, der Glocke Schlag ermunterte
mich. Dumpfer Klang einer aus der Ferne kommenden Mannesstimme
drang an mein Ohr: „Sag an, o Weise, zu welchen Zweckes
Ende einer meines Geschlechtes Grablegen vermessen und auf das
Pergament gerissen hat?"

Einer Frau tiefer Alt antwortete: „Eine Gemeinschaft ehrbarer Männer sucht
Eures Geschlechtes Andenken zu pflegen durch Erforschung seiner Geschichte."

„Man wolle unsern Schlaf nicht stören!"

„Der scheint nicht sonderlich geruhig zu sein, wenn schon Zollstab und Stift
Euch aufzuschrecken vermögen!"

„Ich habe stets nach Ritters Recht getan!"

„Nicht immer, Herr Reinhard: was ging Euch, zum Exempel, der Streit der beiden
Bewerber um den Bischofsstab von Straßburg an?"

„Warum hat der Ochsenstein den Kyburger um seine Präbende gebracht? Ich
habe meinem Genossen, dem edlen Herrn von Sturmeck, ritterlich Hilfe geleistet."

„Wozu Euch ritterlicher Ubermut getrieben hat."

„Ihr vergeßt das Fehderecht, Frau Linde. Und den Ochsenstein hielt ich in Achtung
seiner geistlichen Würde in ritterlicher Haft3).

„Ihr hattet aber der Stadt Straßburg entgegen der Ordnung nicht Fehde angesagt
! Und war es ritterlich, daß Ihr Eurem Häftling, der Euch keinerlei Kränkung
zugefügt hatte, dann zu den 60 Pfund Pfennigen für Atzung noch 4000 Gulden
Lösegeld abnahmt?"

„Ich hätte ihn im Burgverließ verderben lassen können!"

') Siehe dazu „Burgenbuch". S. 192 bis 194.

102


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1951/0110