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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 103
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1951/0111
„Eurer ritterlichen Ehre standen die prallen Geldsäcklein wohl besser an. Die
habt Ihr doch verwendet zur Heilung der Schäden, welche Eure Kappler, Bühler-
täler und Walhematter Bauern durch der Straßburger Gewalthaufen bei zwiemaliger
Berennung Eurer Burg zugefüget hatten?"

„Ich brauchte sie zur Ausbesserung der Mauern und zur Stärkung der ehernen
Wehr. Den Bauern ließ ich für der Jahre mehrere Zinsen und Gülten nach."

„Eja, welche Milde ist es doch, von einem, dem mit Hütte und Stall nicht nur
die ganze bewegliche Habe samt Futter und Vorrat für Leibes Notdurft verbrannt
wurden, sondern dem man noch sein Vieh weggetrieben, dem man die wehrhaften
Buben erschlagen, dem knapp das eigene, dürftige Leben geblieben, dem sonst
nichts mehr zu eigen war, keinen Zins zu fordern! Und sagt mir doch, Herr Reinhard
: War's nach Ritters Ehre getan, daß Ihr Euch gleich einem Igel einrolltet,
Eure Bauern aber, von deren Schweiß Ihr lebtet, des Feindes Willkür schutzlos
preisgabt? Sagt an, Herr Ritter: Habt Ihr den Wittiben die gemordeten Männer
und Söhne, die verbronnenen Kindlein wieder zum Leben gebracht, habt Ihr den
Obdachlosen neue Heimwesen gerichtet? — Gewiß, man rühmte Euch der Guttaten
manche nach, aber das also vergossene Blut lastet auf der Straßburgischen Gewissen
weniger schwer denn auf dem Euren, wenngleich der hörige Bauer dazu-
malen nicht viel höher denn sein Ochse geachtet war."

„Auf des Bauern Schultern allein vermochte der Ritter der Waffen Werk
zu üben!"

„Zu des Landes, also auch des Bauern, Schutz, Herr Ritter; auf seinen Schultern,
nicht auf seinem Rücken! Und was erreichtet Ihr durch besagten Strauß? Der
schwer gekränkte Ochsenstein dang einen Euren Standes, Euch gefangen zu nehmen,
der büßte Euch um 3000 Gulden — nach Herrenrecht. Was blieb Euch über, Herr
Reinhard? 1000 Gulden und 60 Pfund Pfennige, erstere nach Eurem eigenen Zugeben
für Burg und Waffen, letztere waren Ersatz für verbrauchte Atzung, dazu
zerstörtes Land, darin geplünderte oder tote Bauern. Die Rechnung, Herr Reinhard,
geht nicht auf, und Ritters Ehre schließt die Breschen nicht!"

Ich erwachte über dem Schaukeln und dem Geräusch des fahrenden Wagens.
„Wo, Herr Physikus, gedenken Sie mich abzusetzen?" trug ich in noch halber
Benommenheit.

„Vor Ihres Vaters Tür, in ..... ich habe sie beim Wirt erfragt. Aber mein
Experiment..."

... „ist vollauf gelungen, ich werde, was ich gehört habe, sofort nach der
Heimkunft schriftlich fixieren. Nur um eine Aufklärung formeller Art möchte ich
Sie noch bitten: Warum läßt sich der Ritter solch schwere Vorwürfe gefallen und
redet die Linde gar noch mit ,Ihr' an?"

„Erstens ist die Linde freier Geburt, und zweitens: Wer käme gegen solch
revolutionäre Logik auf?"

2. Aus des Herrn von Ochsenstein Psalterium

Daß Herr von Ochsenstein ein wehrhafter Mann gewesen, zeigt sich:

Erstlich in dem starken Willen, mit dem er seines Widersachers
Fehle, Simonie benannt, bis zu dessen verdienter Absetzung durch
den römischen Stuhl verfolgte;

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