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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 104
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Zwetens indem er gegen des Windeckers Gewalthaufen, so ihn
doch sicherlich ohn' Lärm aus der Stadt führen wollte, sich, da seine
Diener ihn allein gelassen hatten, so mannhaft stritt, daß groß Geschrei
entstand;

Letztlich an seinem Tode in der Schlacht von Sempach.

In Würdigung dieser drei Züge seines Wesens verstehen wir wohl,
wie der in sein Gelaß auf Windeck dringende Lärm des Kampfes, an
dem ihm, dem der Waffe Gewohnten, die Teilnahme versagt war,
die Pein seiner langen Haft mit besonderer Eindringlichkeit fühlbar
wurde, und daß er, durch zweimalige erfolglose Belagerung der Burg
in der Hoffnung auf Befreiung enttäuscht, auf Vergeltung sann und
ihm die Durchdenkung des Planes manche Stunde kürzen mochte;
erst recht, nachdem er ihn in die gebundene Form des ihm geläufigen
Psalmes gebracht hatte. Das Blatt ist erhalten geblieben und war
mir für die Kopiatur zugänglich.

Der in den Kirchentonarten gehaltene Psalm weist der Merkwürdigkeiten
mehrere auf: die ersten sieben Verse sind auf dem D
aufgebaut, entsprechen also dem „dorischen Ton"; in der zweiten
Halbzeile des 8. Verses bleibt die letzte Silbe in der Schwebe, ebenso
bei den folgenden Halbzeilen a—f; der Schluß der Halbzeile g senkt
sich zwar, doch entgegen der Regel, nicht auf den Grundton D zurück
, sondern auf die benachbarte Stufe E, welcher Schluß dem
zweiten, dem „phrygischen Ton", zugehört. Konsequenterweise beginnt
Vers 9 dann mit dem E und endigt mit dem Fis. Er ist somit
als „hypo-phrygischer Ton", zu deutsch unter-phrygisch, und zwar
um eine Stufe höher transponiert, anzusprechen. Der 10. Vers beginnt
ebenso konsequent mit dem Fis und endigt mit dem Gis.

Der Wechsel aus dem dorischen Ton in den phrygischen kann
nur aus der auf Gewalt gestellten Sinnesart des waffengewohnten
Herrn erklärt werden; musikalisch betrachtet bedeutet die Fortsetzung
des Psalmes im hypo-phrygischen Ton sehr wirksame Steigerung
des Effektes, der durch die schnörkelhafte Biegung am Schlüsse
des 9. und 10. Verses nochmalige Betonung erfährt und deutlich den
Vorgenuß des Verfassers an der im Plan bereits festgelegten Vergeltung
an dem Windecker zum Ausdruck bringt.

Herr . . . wird Ihnen jetzt den Psalm zum gesanglichen Vortrag
bringen, ich habe die Ehre des instrumentalen Accompagnements4).

4) Das Bischöflich Straßburgische Archiv ist nicht im Besitze des von Herrn ... behaupteten Originales,
doch erscheint die Schalksarbeit in Ansehung ihres psychologischen Wertes und der musikalischen Eigenart
des Registrierens immerhin würdig.

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