Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 107
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außer Betrieb gesetzten Steinbruch. Das ganze zum Steinbruch gehörende
Gelände, ursprünglich Ackerland, wurde, weil es an mehreren
Stellen angekratzt war, nicht mehr zur Pacht begehrt. Mitten
durch steilte der stark ausgefahrene, ganz außer Pflege gelassene
Abfuhrweg zum tief in den Berg geschnittenen Bruch empor. Wie es
wohl aussehen mochte da droben in dieser leeren Steinwildnis? Das
dürfte so recht eine Stätte sein, in der einer trostlose Gedanken
wälzen konnte! — Schon der Weg war schauderhaft, eigentlich mehr
ein tief ausgewaschener Graben, fast ein trockenes Bachbett. Nun
ja, zur Zeit der großen Regen mußten in dem weiten Kessel des
Bruches recht erhebliche Wasser zusammenlaufen, die in der Wegfurche
natürlichen Abfluß fanden. Man sollte sogar meinen, der Sand
der Sohle sei feucht, er war dunkler als der überm Grabenrand. Eine
Probe bestätigte die Vermutung, und als sich weiter oben kleine
Lachen in den Mulden fanden, schritt der Bernhard rascher aus.
Kurz vor dem engen Eingang des Bruches drängte sich ihm ein
dünnes, doch stetes Rinnsal durch üppigen Graswuchs entgegen.
Betroffen frug sich der Bernhard, woher solches Wässerlein jetzt,
mitten in der Heuernte Trockenheit, kommen könne. Wenn es ein
bißchen, um ein weniges nur ergiebiger wäre . . . Ein Gedanke sprang
ihn an — wenn man den ausführen könnte! Alles Blut drängte sich
dem Sinnenden nach dem Kopfe. Stürmenden Schrittes eilte er, des
Bächleins Ursprung zu finden. Der Kehlung des Bruches entlang
ließ sich sein Lauf verfolgen, wurde geringer in der Tiefe des
Bruches, nahm wieder zu im jenseitigen Ast der Kurve, sammelte
sich dort in flachem Becken, aber ein Ursprung war nicht zu erkennen
. Die Aufregung gewaltsam niederhaltend, schritt der mit
aller Sorgfalt Suchende hin und wieder. Tastend glitt sein Blick
schließlich an der fast senkrecht aufsteigenden Wand des Bruches
empor. Sie war stark zerklüftet, das Gestein morsch und — feucht.
Sollte . . .? Da! In Manneshöhe sickerte ein Tropfen aus einer Spalte;
gleich einer Träne rann er über des Felsens Wange, offenbar der
Spur seines Vorgängers folgend, zu Boden. Ein zweiter kam, ein dritter
; viele, alle in kurzen, gleichmäßigen Abständen. Dort wieder ein
Tropfen. Noch mehr, immer noch weitere, sie waren nicht zu zählen.
Ja, aus ihnen wurde das Bächlein — eigentlich waren es deren zwei
— des Berges Tränen waren ihre Quellen! Aber warum verdunsteten
diese nicht in der sommerlichen Bruthitze dieses steinernen Kessels?
Hm: Sonst rinnt das Wasser aus dem Kessel, wenn er löcherig ist,
hier läuft es in den Kessel. Durch Risse und Spalten des Gefelses,
dieses in des Winters Kälte verwitternd, daß es nimmer zum Bauen

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