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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 108
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taugte. Diese Tränen! Im Frühjahr und im Herbste mußten sie noch
reichlicher fließen als jetzt — wie, wenn sich der Kessel dichten, das
Wasser — stauen ließe? Dann — dann--könnte man das unterhalb
des Bruches liegende Land, nachdem es entsprechend hergerichtet
war, sowohl für die Heu- wie auch für die öhmdernte ausgiebig
wässern — und der nach einer direkt wässerbaren Wiese
hungrige Rauber müßte seine Marianne herausrücken!--Voraussetzungen
wären: erstlich das unbeschränkte Verfügungsrecht über
das Gelände — es gab Rauhfutter für sechs Kühe; zweitens die
Sicherheit, daß keiner den Zufluß abgraben könnte. Dieser möglichen
Gefahr mußte nachgegangen werden! In direktem Aufstieg
über die brüchige Wand gewann Rheinschmitt den Rand des Bruches
und drang in den dicht wuchernden Bosch ein. Nach allen Richtungen
durchstreifte er den weit nach oben sich dehnenden Hang und fand
mehrere nasse Flecke. Jawohl, auch der Bosch mußte gesichert werden
, er barg den Schlüssel: Nun hieß es überlegen, wie die Erwerbung
dieses recht beträchtlichen Komplexes anzugehen war. Erst
einmal hieß es das Maul halten, daß niemand etwas merkte, also
durfte er hier nicht gesehen werden! Im dichtesten Bosch ließ Bernhard
Rheinschmitt sich nieder, zu sinnieren. Vorab mußte Marianne
warten, denn sobald sie den Kopf hob, roch der Rauber Unheil, und
gerade die Veräußerung von Gemeindeigentum begegnete mancher
Fährnis, wo doch der Brautvater Bürgermeister war. Man mußte den
Makler vorschieben, dessen skrupellose Durchtriebenheit war jedem
Advokaten über, wenn man ihm den Beutel mit Provisionen füllte.
Das war der Weg zu Marianne; nicht ganz gerade, aber er brachte
niemand Schaden. Heim jetzt, zu Vater und Mutter.

Der Makler grinste. Aber — vier Wochen brauche er nach Durchdenkung
des Planes zum Sondieren der Gelegenheiten, die Bearbeitung
der Gemeindebürger und des Bürgermeisters sei Schwerarbeit
, und mehr als einmal wöchentlich wie bisher dürfe er sich im
Dorfe nicht sehen lassen"). Garantieren könne er nicht, darum müsse
er die Maklergebühr im voraus haben! — Sie fiel reichlich aus,
darüber hinaus versprach der Bernhard noch ein handliches Trinkgeld.

Nach vier Wochen legte der Bürgermeister der Bürgerversammlung
das Kaufgesuch des Maklers auf den Steinbruch vor6). Die
Sitzung verlief anfangs friedlich, die Bürger waren mit dem Bürgermeister
darin einig, daß der Steinbruch für die Gemeinde eine tote
Last bedeute, das Angebot aber als anständig bezeichnet werden

s) Träger des Planes werde wohl Vater Rheinschmitt in der Gemeindeversammlung werden.
8) Nur auf den Steinbruch, nicht auch auf das weitere Gelände.

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