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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 110
(PDF, 52 MB)
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Der Bürgermeister drängte weiter: „Soll das Ödland zur Verpachtung ausgeboten
werden?"

„Hm —. ohne fahrbaren Weg ..."

„Schluß jetzt, abstimmen!" riefen mehrere der Bürger.
„Jawohl, abstimmen!"

„Ich stimme nicht!" warf Rheinschmitt nochmals dagegen.

„Meinetwegen schmeiß' deinen letzten Prügel!" trumpfte der Bürgermeister.
„Die Aussprache ist geschlossen, wir stimmen ab. Offen oder Zettel?"
„Offen!"

„Ist jemand dagegen?" Auch Rheinschmitt schwieg.

Der Ratschreiber protokollierte einstimmige Annahme bei einer
Enthaltung. Die Sitzung war zu Ende, die Bürger verzogen sich, der
Bürgermeister hatte noch einige Schriftstücke zu unterschreiben.

Der Makler stand im Zimmer des Ratschreibers: Dem Auftraggeber
liege an baldiger Überschreibung, der Kaufvertrag sei bereits kon-
zeptiert, wenn es dem Herrn Ratschreiber nicht zu viel Mühe mache
nach der anstrengenden Sitzung . . .

Der Ratschreiber war begierig, den Namen des Trottels zu erfahren
, der das nach dem Gutachten des auf Veranlassung des Bezirksamtmanns
heimlich berufenen Sachverständigen total zerwitterte
, für Bauzwecke unbrauchbare Gestein aus dem Berg brechen
wollte; er wußte auch, daß der Makler besondere Mühewaltung entsprechend
verdankte. Als er dann aber erfuhr, daß der junge Rheinschmitt
Käufer war, schüttelte er den Kopf: „Beeilen wir uns, daß
kein Hinterkarren hineingeschoben wird! — Das mag ein Donnerwetter
absetzen beim Bürgermeister! Ja, aber sagt mir bloß, was
will. . .?"

Der Makler legte den Finger auf den Mund: ,;Ich verschwinde auf
eine halbe Stunde, bis . . ."

Die Gemeinde lachte über des jungen Rheinschmitt Dummheit,
der Bürgermeister aber tobte; um so mehr, als Frau und Tochter sich
jeglichen Vorwurf guten Gewissens verbaten.

Schon an einem der nächsten Tage begannen die Maurer mit dem
Bau der Sperre für den Stau des Wassers, Bernhard tiefte mit Tag-
löhnern die Wegfurche zum Graben aus, am rechten Rand entlang
steckte er den neuen Weg ab. Im Herbst wurde das Heidekraut ausgerodet
und verbrannt, mit der Asche eggte der junge Bauer Grassamen
ein.

Die Gemeinde lachte noch mehr, als dem Bürgermeister über der
„Wiese mit direkter Wässerung" das Toben verging.

Anmerkung. Die Erzählung spielt um den Steinbruch, aus dem vermutlich
das Material zum Burgbau gebrochen wurde. Den Familiennamen nach dürfte er
auf der Gemarkung der Gemeinde Waldmatt liegen.

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