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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 136
(PDF, 52 MB)
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waren verdorben und gestorben! Das Lichtenauer Amt zählte noch
260 Familien, etwa 1000 bis 1200 Seelen, so daß der Graf Arbeitskräfte
aus der Schweiz kommen ließ, um das Aufbauwerk zu beschleunigen
. Die gräfliche Familie hatte in den Schlössern zu Lichtenau
und Willstätt keine standesgemäße Unterkunft gefunden, weshalb
Johann Reinhard in dem zentral gelegenen Bischen am hohen
Steg einen Schloßbau veranlaßte und seine Residenz dorthin verlegte.

Hören wir die Schilderung des Lichtenauer Pfarrers M. Michael
Faber (1647, f 1651) — früher Feldprediger, dann als Exulant zeitweilig
in Straßburg (siehe Beinert, Seite 221/222):

„Seit ich die Pfarr versieh, habe ichs noch nicht dahin bringen können, daß
man den Kirchhoff mochte reinigen und auch etwann nur verzäunen oder machen,
daß Vieh, als Pferde und Schweine under der Predigt nicht in die Kirch laufen.
Viel weniger kann ich zuwegen bringen, daß man nur ein par Fenster möchte
in den Chor machen lassen wegen des Windes, welcher, weil die Kirch etwas
erhöhet, so starkh hinein gehet, daß er nit allein den gerichts Personen sehr beschwerlich
, sondern auch so gar die Oblate uff dem Altar vor Ihm nicht sicher
sein. Und ehe ich zu Lichtenau gewohnt und mich bis zu Verfertigung meiner
Stub und Cammer zu StoUhofen uffgehalten, hat die Gemeind zu Lichtenau nichts
mehr begehrt, daß ich möchte zu ihrer Kirch und Schul halten. Jetzt aber, da ich
schul halte, schicket mir niemand keine Kinder als etwane drei, wann dann viel
daran gelegen, sintemalen sich bei unserer jugenot eine ziemliche ignorantz zeigt."
An den Sonn- und Feiertagen herrschte wenig Ruhe: ,,Die Einwohner fahren dahin
und dorthin, plaueln Hanf, bleichen Tuch und tragen Gras für das Vieh heim."

Bis 1651 lag in Lichtenau eine „ordinari" Garnison und länger, die
von den Untertanen unterhalten werden mußte.

1652 übernahm gemäß dem Erbfolgevertrag seines Vaters der am
23. Januar 1629 geborene Johann Reinhard die Verwaltung
des Lichtenauer Amtes, dem er nicht nur ein „Wohltäter" in jeder
Beziehung wurde, sondern auch der „Kirchenbauer" (besonders für
seine „Residenz" Bischen am hohen Steg und Willstätt). Größten
Wert legte er auf die Verkündigung des Wortes Gottes und auf die
damit verbundene sittlich-religiöse Beeinflussung seiner Untertanen.
1659 erließ er eine neue Kirchenordnung nach dem Vorgang Württembergs
, ebenso eine Schulordnung, die dem Landvolk eine gewisse
Bildung vermittelte. Eine strenge Kirchenzucht wurde eingeführt
und gehandhabt. Die Bewohner seines Landes erkannten je länger
je mehr die guten Absichten und hohen Ziele seiner Regierung und
brachten ihm hohe Verehrung und herzliche Liebe entgegen. Allgemeine
Freude herrschte, als ihr Landesherr am 28. Oktober 1659
die Tochter des Pfalzgrafen Christian von Birkenfeld, Anna Magdalena
, als Gemahlin heimführte und diese am 2. August 1664 einen
Stammhalter Philipp Reinhard und einen zweiten Johann Reinhard

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