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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 154
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lache erstehen läßt. An V a 11 a t o r zog die Römerstraße von Baden-
Baden nach Straßburg vorüber und kreuzte sich daselbst mit der
Vicinalstraße von Steinbach nach Drusenheim; in der Nähe lag
„Gerefa" (Greffern), wo noch die Gewanne Burgweg und Burgplatz
an das Absteigequartier des Grafen erinnern für das Gaugericht
einer Hundertschaft; auch hier bot die unmittelbare Nähe des Rheines
viele Vorteile für Handel und Wandel. Die neue bedeutsame Lage
war überdies von mancherlei Spuren einer jahrtausendlangen Kulturausstrahlung
und von Rodungsanfängen umgeben.

Mit ungebrochenem Mut führte Abt Wido das große Werk weiter.
Das türm- und torbewehrte Gehöft wurde zum Kloster ausgebaut,
die hohe Düne rechts davon wurde zu einem „Rebgarten" angelegt,
wie der Gewanname es heute noch erzählt, am Osthang der Düne
war die „Kohlstett" mit dem Kohlenmeiler, auf der anschließenden
„Gurrlenhöhe" (gurre = Stute) war der Stutengarten, dahinter auf
der „Hohardt" (hart ahd. Trift) war die Großviehweide; die „Wolffs-
hirtensteig (stig ahd. Stall) jenseits des Römerweges enthielt die
Stallungen für die Hennen, Schweine und Schafe, umgeben von festen
Hägen zur Abwehr der noch sehr verbreiteten und gefürchteten
Wölfe; im „Krebysse" daneben war der sehr geschätzte Krebsenbach,
im „Kritzegießen" (kritze, crisca ahd. Mulde) waren die Fischwasser;
an den Inselgestaden der „Kastenau" (chasto ahd. Behälter) lagen
die Fischkästen; auf der Schererswörth (scire ahd. goldglänzend,
warid ahd. Werd, Insel) war die Goldwäscherei und an der „Plaul-
bruck" war die Hanf stampfe31). So enthüllen die alt-ehrwürdigen
Flurnamen heute noch einen interessanten Teil der mittelalterlichen
Klosteranlage. Das Eigenkirchlein vom alten Gehöft wurde zum
Georgsmünster der Abtei ausgebaut, und ringsum entfaltete sich
die „villa Vallator", Veldern die Klosterstadt, und ihre Mauern berührten
sich mit dem „Landwehrhag", der Grenze von der Sasbacher
und Steinbacher Mark auf der Römerstraße.

Die Mortenau gehörte damals zum Grafschaftsverband, den der
elsässische Graf Erkangar oder Erchanger verwaltete; 819 wird
er zu Kirchheim genannt, wo eine königliche Villa war, dann als
Graf vom Nordgau; 843 erhält er von Lothar I. bei Schlettstadt
Kunigesheim (Kinzheim); seine Tochter Richardis war die Gemahlin
Karls des Dicken; von ihm verstoßen, gründete sie 887 in der Einsamkeit
eines Vogesentales das Frauenkloster Andlau32). Erchanger

31) Bude, Handbuch oberdeutscher Flurnamen.
3I) Rietsch, Richardis, Editions Alsatia, Selestat

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