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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 158
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boum", einem uralten, freistehenden Holzbirnenbaum; der Rindhof
gehörte zur Stollhofner Mark und der Birrehof zur Scherzheimer
Mark; die alte Michaelskapelle stand in der Nähe des Rindhofes, vielleicht
als dessen Eigenkirchlein, und gehörte zur St. Cyriakspfarre
zu Stollhofen. Stollhofen heißt noch 1212 Stadelhofen (stadal ahd.
Salzstadel, das auch dem vorbeifließenden Sulzbach den Namen gab,
sulza ahd. Salzlache); gegenüber Stollhofen endigte auf der elsäs-
sischen Seite der bedeutende keltische Salzhändlerweg, der die
Moder entlang über Hagenau, Niederbronn, Bitsch auf die lothringische
Hochebene führte, wo uralte Salzwerke waren3*). Söllingen
wird noch im 13. Jahrhundert Sel-ingen geschrieben; sele, sole, sule
sind gleichbedeutend für Wildlache, Wälzlache; ebenfalls ahd. ist
das mit Söllingen verbundene ,,Schiibenstück" (scelp = Hirtenhütte)
zu deuten; diese Hirtenhäuser und Weiden und Wälzlachen gehörten
zu einem Meierhof, als dessen Lehensträger genannt werden: Bertol-
dus de Seiingen civis Argentinensis, Henselin, cuius filia Gertrudis
uxor Alberti armigeri de Stadelhowen und dessen Sohn ein Johannes
de Seiingen war39); an die Einfriedigung des Meierhofes erinnert
noch der Flurname „die Schanz"; der Ort war ehedem ein Inseldorf,
drum die Namen „uff de Insle", s'Köpfle (für Halbinsel)40), der Russenweg
(ruz ahd. Binsen) und Kesseldorf (ketil ahd. Inselbosch); Hügelsheim
und Gysenheim waren ursprünglich zwei eingehegte Siedlungen.

Einer der Nachfolger des großen Wido war Abt Job, von dem
Sauer annimmt, daß er wegen seines biblischen Namens ein Nicht-
germane, sondern ein zugewanderter Romane war, zumal in seiner
Zeit jene Kirchenpatrone im Schwarzacher Territorium bekannt
werden, deren Verehrung unmittelbar aus Rom stammt. An erster
Stelle steht der Petruskult, zuerst verbreitet bei den Angelsachsen,
aber mit ausgesprochenen germanischen Formen; so wird die Petrusverehrung
als Dienstverhältnis gedacht mit der Aussicht auf einen
wirksamen Schutz. Wohl damals erhielt Schwarzach den hl. Petrus
als Hauptpatron, und die Eigenleute des Klosters heißen Petersleute;
St. Paulus und St. Georg waren Mitpatrone41). Aus Rom stammt auch
die Verehrung der Märtyrerbrüder Johannes und Paulus in Greffern;
die dortige Kapelle wurde ein ausgesprochenes Wallfahrtskirchlein,
und die Hagelprozessionen waren derart frequentiert, daß man für
Greffern den Besitz von Reliquien der beiden Heiligen angenommen

M) Elsässischc Monatsschrift, Jahrgang IV, Hett 2.
39) Krieger, Topographisches Wörterbuch.

*•) Vgl. die Deutungen des Abschnittes mit Bude, Oberdeutsches Flurnamenbuch.
*') Theodor Zwölfer, Der Petruskult.

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