Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 159
(PDF, 52 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1951/0167
hat. In Ulm wurde die große Bauernpatronin St. Margarethe Patronin
der dortigen Kapelle; der Margarethentag am 20. Juli wurde der
Merktag für das bäuerliche Recht, galt als Termin für die Erwerbung
des Zehntrechtes und als offizieller Ernteanfang. Vimbuch erhielt
eine Johannis-Baptista-Kapelle mit mancherlei Brauchtum; so verband
sich mit der Verehrung des Täufers vorgeschichtlicher Quellen
- und Wasserkult, und die „Johannisnacht wurde mit heilkräftigen
Waschungen und geheimnisvollen Gebeten begangen. "Um die gleiche
Zeit kam aus der Normandie der St.-Nikolauskult an den Oberrhein
und brachte das Schülerbrauchtum mit Kerbholz und Gaben in die
Klosterschulen; außerdem aber erhielt Freistett und die Au am Holerwald
eine vielbesuchte Nikolauskapelle. Das Michaelskirchlein beim
klösterlichen Rindhof wurde später die Schwarzacher Friedhofskapelle
, und St. Michael wurde daselbst „als großer Seelenwäger
und Widerpart der Hölle" verehrt42).

Jobs Nachfolger Abt Wido IL war aus hohem Adel und verwandt
mit Ludwig dem Frommen und mit einem „Ernestus comes".
Als Kaiser Ludwig 840 auf einer Rheininsel bei Ingelheim starb, begann
der Zerfall des Karolingerreichs. Es folgten die Straßburger
Eide, die Teilung zu Verdun und endlose Wirren, Intriguen, Bruder-
und Adelskriege. Auch Abt Wido II. beteiligte sich zusammen mit
„Ernestus comes, Gerolt, Uto, Berengarius und Sighard" an einer
Verschwörung und wurde auf dem Reichstag zu Regensburg seines
Amtes entsetzt; er floh nach Frankreich und starb 861 fern von
Kloster und Heimat43).

Der Vertrag von Mersen hatte das Karolingische West- und Ostreich
geschaffen; die Zentralgewalt erlahmte, und die Gewalt der
Grafen erstarkte und brachte viel blutige Unruhe. Damals prophezeite
der Straßburger Inkluse Gebehardus Krieg und Pest, und er
beschwor die Leute, der untergehenden Welt „mit vil mes, singen,
betten, almußen zue hilft kummen". Ein Straßburger Astronomus aus
späterer Zeit erzählte, daß damals schreckliche Kometen und Irrlichter
und Nordlichter Furcht und Schrecken verbreitet hätten. In
Straßburg begann 906 eine blutige Fehde zwischen dem Bischof
Othbert und der Bürgerschaft und endigte 913 mit dem Mord des
Bischofs auf der Ratburg. Sein Nachfolger Richwin wurde als
Lothringer von König Konrad I. nicht anerkannt. Bischof Ruthard
wurde wegen Teilnahme an einer Verschwörung von Otto I. nach

**) Ludw. Andr. Veit, Volksfrorames Brauchtum und Kirche 1936.
") Kolb, Topographisches .Lexikon von Baden 1816.

159


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1951/0167