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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 162
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1951/0170
liehen Hofgut bei Straßburg ermordet. Im Jahre 1106 starb der Kaiser,
und in Mainz stritt man sich um die Kaiserwahl zwischen Lothar
und den Staufern. Der staufenfreundliche Bischof Bruno wurde aus
Straßburg vertrieben. In Rom war das Schisma zwischen Innozens II.
und Anaklet. In seinen Straßburger Collectanea malte Specklin das
Colorit jener Tage: ,,alß die jor gros sterbott wäre und vil unschuldig
blutt vergossen wurde und der teuffei gar ußgelossen wäre
under dene pfaffen, do sähe man an allen enden ouch zue Strosburig
und im gantzen elsazs grusamme gespenst by tag und nacht; roß
und hämisch und alls wäre itel fürig und lieffen durch die stett, da-
vone vil lüte stürben; darumb buwete man clussen, Capellen, kirchen,
closter und stifftet meß, pfründ, prister, spittel und anders one zall."
Die Domherren und Klosterprälaten des Bistums Straßburg schrieben
an den Papst: ,,sit 30 jor irren wir umbhere wie blöckige schaf und
suechen die stimm des hirthen50)."

Um das Maß voll zu machen, ging durch ein widerliches Geschick
in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Klosterniederlassung
zu Vallator unter. Die Ursache blieb ein ungelöstes Rätsel; Sauer
schreibt ,,von einer Zeit der Bedrückung und des gänzlichen Zerfalls
'^'1), Kolb vom „Raub vieler Besitzungen des Gotteshauses durch
fremde Hände"52). Gallus Wagner erzählt in seinem Chronikon, daß
infolge des regellosen und ungehemmten Rheinlaufes oft die ganze
Gegend von den schwersten Überschwemmungen heimgesucht wurde
und Greffern deswegen in einem Jahrhundert viermal verlegt werden
mußte53). Hat eine derartige Naturkatastrophe die nochmalige
Verlegung des Klosters erzwungen? Es scheint der Fall gewesen zu
sein. Als Letztes blieb der Chor vom St.-Jörgenmünster auf der einsamen
Düne stehen, noch lange gehegt und aufgesucht, bis der
Dreißigjährige Krieg auch diese Erinnerung wegfegte. An der großen
Veldener Wegkreuzung liegen im Rasen zwei kleine Steinkreuze mit
geheimnisvollen Zeichen und dem Raunen düsterer Sagen. Auf dem
Kritzberg aber steht wie ein Grabmal ein Kreuz und lauscht der Mär
der alten Gewanne und einer der seltsamsten Balladen der Ortenau.

Eine halbe Stunde östlich von Vallator lag auf einer Düne der
klösterliche Rindhof; zu seinen Füßen dehnte sich die „grüne Au"
in die Weite und Breite, und stattliche Herden weideten daselbst, in
Rinnen und Bächlein blühten weiße Wasserrosen, und am Rand vom

50) L. Pfleger, Kirchengeschichte von Straßburg.

51) Sauer, Die Abteikirche zu Schwarzach. Fr. D.-A., Neue Folge, Band V.
51) Kolb, Topographisches Lexikon Badens.

") Abt Gallus Wagner, Schwarzacher Chronik, I.

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