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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 165
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1951/0173
Unter Abt Burkhard (1209—1229) stauten sich die Schicksale
der Abtei zu neuen Gefahrenmomenten. Gleich zu Beginn seiner
Regierungszeit brannte ein Großteil des Klosters ab. „In geringer
Entfernung vom alten Bau auf dem Platz, wo es heute noch steht,
wurde das Kloster gleich wieder von neuem zum hübschesten und
köstlichsten aufgebaut ungefähr im Jahre 1220r'9)." Dem Stilcharakter
nach gehört das Klostermünster dieser Bauperiode an, welche
der Abschluß der Romanik und zugleich der Umbruch zur Gotik
kennzeichnet. Einer der Hauptbestandteile der damaligen Bischofsund
Klosterkirchen war das sogenannte Westwerk mit zwei Fassadentürmen
und einer Vorhalle. Den Sinn der letzteren erkennen wir besonders
aus dem Straßburger Rituale des 13. Jahrhunderts. Darnach
fand in der Vorhalle an den höchsten Feiertagen die „Vorliturgie"
statt, ehe der feierliche Zug die Kirche betrat: hier sammelten sich
die Fahnen- und Heiltums-, Kerzen- und Weihrauchträger, die Vorsänger
und Mönche, die Zelebranten und der Prälat, Ritter und Volk
zum festlichen Einzug ins Klostermünster — hier begann die Bußliturgie
aller Vigilien in ihrer barfüßigen Eindringlichkeit — hier
wurde am Oktavtag von Dreikönig das Stellamysterium von der
Epiphanie des Herrn aufgeführt — im Mittelbogen stand am Palmsonntag
ein großes Holzkreuz, vor dem sich der Bischof bzw. der
Abt zu Boden warf, während die Schüler Zweige nach dem Holzkreuz
warfen, was man das „Palmenschießen" nannte — hier fand
in der Osternacht die dramatische „Höllenfahrt Christi" bei gespenstigem
Fackelschein statt — hier sangen „am Sonntag da die
Sonn uffgat" die Kantores als Grabengel und als die drei Marien
den berühmten Wechselkantus des Ostertages und darnach kommunizierte
das ganze Volk unter beiden Gestalten — hier warteten
die öffentlichen Büßer auf die Fürbitte der Gläubigen und die
Reuerinnen und Beginen mit brennenden Kerzen auf den letzten
Gang der Toten —60).

Neben einer umfangreichen Bautätigkeit waltete Abt Burkhard
auch sonst tatkräftig seines Amtes. Im Jahre 1212 verglich er sich
mit Heinrich von Stadelhofen wegen der Einführung einer Schultheißerei
daselbst. Weitere Schultheißereien wurden 1218 zu Ulm,
Vimbuch, Drusenheim und Dossenheim eingeführt und 1224 zu
Schwarzach61).

Die Vögte sahen in den klösterlichen Schultheißereien ihre Rivalen

5e) Grandidier, Histoire de l'eglise de Strasbourg.

,e) Luzian Pfleger, Kirchengeschichte von Straßburg.

•') Reinfried, Geschichte der Abtei Schwarzach. Fr. D.-A., Band XX.

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