Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 167
(PDF, 52 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1951/0175
ein Kloster nur ein Vogt sein solle. Außerdem befreite der Abt die
Schwarzacher Abtei durch Beihilfe des Straßburger Bischofs „von
der elsässischen Kastenvogtey derer Zideler gegen Erlag von 23 Mark
Goldes. Die Mark war damals noch Gewichtmaß und betrug nach
Kölner und Straßburger Währung 233,85 Gramm64).

Der Nachfolger Abt Eberhard (1246—1297) war wohl der
Gründer der Pfarrei vom Schwarzacher Klosterdorf. Bis jetzt hatte
noch die breite, dunkle Ahe den immer mehr aufstrebenden Ort in
zwei Hälften zerrissen; der Teil ,,ab der Ahe" gehörte nach Stollhofen
, der Teil „ob der Ahe" nach Scherzheim. Nunmehr wurde die
„Michelscapell" ecclesia porochialis de Swarzach; es wird ausdrücklich
vermerkt, daß die Kapelle „septa claustri", also innerhalb der
Klostermauern lag. Es war ein bescheidener, einschiffiger Kirchenraum
, der wohl im Osten nach dem Typ der fast über ganz Deutschland
verbreiteten fränkischen Landkirchen in einen Chorturm überging
. Der romanische Chorturm gilt als charakteristisch für die erste
Welle der Siedlung in wirtschaftlich ergiebigem Gelände und für
den fränkischen Einfluß. Im elsässischen Teil des Schwarzacher Territoriums
ist zu Küttolsheim ein Chorturm des 12. Jahrhunderts erhalten
; Schwindratzheim hat einen Chorturm „in feiner spätromanischer
Behandlung"05). Am Südrand des rechtsrheinischen Teiles vom
Schwarzacher Territorium stehen gleich zwei alte Chorturmkirchen,
die zu Freistett wohl aus dem 11. Jahrhundert und die zu Hausgereut,
ebenfalls frühromanisch und mit dem Chor im Untergeschoß des
Turmes; auffallend ist, daß Burgheim in der Zeit, als das benachbarte
Dinglingen noch Schwarzacher Klosterbesitz war, ebenfalls eine
Chorturmanlage erhalten hat. In Ulm ist der Turm an die Rückseite
der heutigen Kirche angebaut als Fortsetzung des Chores, ist aber in
seinem unteren Teile noch ein Bestandteil der alten Margarethenkapelle
; die Vermutung liegt nahe, daß es sich auch hier um eine
ehemalige Chorturmkirche handelt. Die gedrungene, wuchtige,
festungsähnliche Form dieser alten Türme entsprang dem Wunsche,
den Altarraum und seinen Zubehör zu schützen, zumal die weiträumigen
Obergeschosse augenscheinlich auch zu Wehrzwecken
und zum Schutz der Leute gedient haben65). Die nachträgliche gotische
Erweiterung der Schwarzacher Michelskapelle konnte leicht
an einem Chortum ansetzen und bildete sicher mit seinem Chor,
der Sakristei und dem nach allgemeinem Brauch damit verbundenen

64) Reinfried, Stadtgemeinde Bühi unter Windeck. Fr. D.-A., Band XI, und Krieger, Topographisches
Wörterbuch.

B5) Manfred Eimer, Die romanische Chorturmkirche, Tübingen 1935.

167


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1951/0175