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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 171
(PDF, 52 MB)
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indulgenz, die, noch nicht durch Mißbrauch und Verleumdung besudelt
, allem nach sehr gebraucht wurde. Denn nur so war es möglich
, innerhalb drei Jahren das Klostermünster wieder aufzubauen.
Sowohl die Vierung wie das Chorquadrat erhielt damals gotische
Gewölbebogen, der Vierungsturm gotische Schallfenster und das
Innere wohl jene andachtsvollen Schnitzaltäre und bunte Glasmalereien
, die man zu den schönsten Geschenken der Gotik rechnen darf.
Am Gallustag 1302 fuhr der Straßburger Weihbischof Lacedaemonius
auf einem geschmückten Rheinschiff nach Greffern, und am 11. Oktober
fand die festliche Kirchweih statt. Der ganze Konvent war
wieder heimgekehrt, aus allen links- und rechtsrheinischen Klosterdörfern
strömten die Petersleute herbei; sieben Äbte empfingen mit
Mitra und Stab an der Münstervorhalle den Bischof und das Volk;
Vögte und Ritter salutierten, und Mönche und Schüler sangen das
immer gewaltige ,,Ecce sacerdos magnus". Es war ein unvergeßliches
Fest und wurde der Geburtstag der ,,großen Schwarzacher
Kirchweih", die die Erinnerung an den 11. Oktober 1302 bis ins
zwanzigste Jahrhundert hineingetragen hat74).

Es folgte der bisherige Klostercellerarius als Abt Nibilungus
(1305—1325), ein Mann voller Erfahrung und Tatkraft. Vor allem
gilt er als Erbauer des berühmten Schwarzacher Kreuzganges. Ein
Kreuzgang entstand aus der Verwendung des peristylen Wohnhofes
der Antike und verband das Kloster mit der Kirche wie auch die
Wohnräume untereinander. Doch dieser stille, von aller Welt abgeschlossene
Umgang erfüllte noch andere Zwecke; er war der
klösterliche Prozessionsweg, was ihm auch den Namen gab; er war
die Stätte von Beratungen im kleinsten Kreise, die man auf- und abwandelnd
, das Haupt in die Kapuze verhüllt, hier gepflogen hat; er
war die Grabstätte der Konventualen, deren schlichte Grabplatten
an der Innenwand standen; er verbreiterte sich beim Wechsel der
Gangrichtung zu seinem eindrucksvollsten Teil, wo in einer dämmerigen
Brunnenstube auch zu Schwarzach die mächtige Brunnenschale
aufgebaut war und wo die liturgischen Fuß Waschungen stattfanden;
ringsum öffnete sich der Gang in das Atrium des Innenhofes und
ließ durch die Außenarkaden die Idylle eines liebevoll gepflegten
Gartens hereinschauen, wie ihn schon die Harrad von Landsberg
kannte, als sie ihren „hortus deliciarum", den „Wonnegarten",
schrieb. Anschließend baute Nibilungus um 1310 an den nördlichen
Querschiffarm des Münsters eine zweijochige Marienkapelle, die bei

74) Gallus Wagner, Schwarzadler Chronik.

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