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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 172
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einer Grablege von 1326 ausdrücklich erwähnt wird. Seit den marianischen
Sequenzen des Notker Balbulus, die zur schönsten Poesie des
Mittelalters gehören, wurde dem Chorgebet eines dieser Lieder beigefügt
in diesem besonderen Raum; so entstanden zwischen 1300
und 1350 jene herrlichen klösterlichen Marienkapellen, in denen
Raum und Gewölbe, Säulen und Maßwerk, Plastiken und Glasgemälde
von hohem Wert entstanden. Trümmer von solch gemalten
Fenstern, zweimal mit dem Bild des Nibilungus, fand man nach dem
Dreißigjährigen Krieg").

Auch ein tüchtiger Hauswalter war der frühere Cellerarius. Er
vermehrte die Einkünfte des „alten Spitals" und stattete es mit dem
,.Spitalstück", nördlich von Hursteck, aus. Er scheute sich nicht, die
dortige Krankenpflege den noch vielfach mißverstandenen Beginen
anzuvertrauen; ihre Gemeinschaft hatte ein Priester Johannes bereits
im 12. Jahrhundert zu Lüttich gegründet; aber von Anfang an
verfolgte man diese Frauen und Mädchen aus den armen Schichten
des Volkes mit Mißtrauen und Verdächtigungen und nannte sie
„begginae", Ketzerinnen. Aber diese Beginen ließen sich nimmer
aufhalten; seit 1244 werden sie auch in Straßburg genannt und hießen
,,die gewillten armen Schwestern"; sie bewohnten in schlichten
,.Gotteshäusern" eine einzige heizbare Stube, nähten und strickten
für die Armen, Alten und Heimatlosen, suchten die Kranken in ihren
Häusern auf und pflegten sie70). Unter Nibilungus wird als Schwarz-
acher „Siechenmeister" ein „Stelin hospitalis" genannt, der beim
bischöflichen Gericht beurkundete, daß die Edelknechte Heinrich
und Albert von Hohenstein im Nidecktal im Bann von Unterkotzenhusen
(kotze ahd. Wölfin) den Schwarzacher Spitalzehnten gegen
vier Viertel Korn als jährlichen Gült empfangen haben.

In der Regierungszeit des Nibilungus wird auch zum erstenmal
ein Schwarzacher Schulrektor urkundlich erwähnt, ein „Henricus
rector puerorum nostrorum"; es handelte sich um einen Kleriker,
der Lateinlehrer an der Lateinschule des Klosters war und zugleich
der Stellvertreter des Pater Scholasticus, des Leiters dieser Schule").

Den früheren Cellerarius verrät der Abt besonders, als er 1314
den Langhursthof bei Hildmannsfeld zu einem Bauhof mit klösterlicher
Selbstverwaltung umwandelte; hier wohnte und werkte ein
Teil der Klosterbrüder, und für sie entstand die erste dortige
Wolfgangskapelle, die leider der Dreißigjährige Krieg zerstörte.

") Gallus Wagner, Schwarzacher Chronik II.

76) Luzian Pfleger, Kirchengeschichte von Straßburg.

T7) Schwarzacher Urkunde von 1305.

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