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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 176
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1951/0184
Ein besonderes Anliegen des ritterlichen Abtes war der St.-Jörgen-
tag, den er 1342 für lange Zeit zum großen Fest der ganzen Gegend
machte,- alle St.-Georgsschützlinge, ritterliche Genossenschaften,
Kriegsleute, Meier und Bauern kamen herbei zum Georgsritt voll
bunter Romantik, und dieser Tag in den Frühlingsfluren zwischen
Abtei und Rhein blieb unvergessen; dankbar haben auch die Georgsschützlinge
„ihren Abt" 1350 zu Grab getragen.

Es folgte Abt Heinrich von Großstein. „Damals begannen im
Abendland jene geistigen Wirren, in deren Glut an vielen Orten
die selige Gläubigkeit und damit das Mittelalter zu verbrennen anfing88
)." Ihr erstes Aufflackern kam um 1300 durch „die Brüder und
Schwestern des freien Geistes"; diese berüchtigte Sekte, die jegliches
äußeres Kirchenwesen und jedes Sittengesetz verwarf, machte
sich auch in Straßburg breit. Wie über Nacht wurde plötzlich herumgeflüstert
, die Beguinen würden auch dieser Sekte angehören. Das
war ein schwerer Schlag; 70 Niederlassungen hatten damals die
Beguinen in Straßburg, und ihr Ansehen im Volke war groß. Es gab
kaum Not, wo sie nicht still und helfend daneben standen; es gab
keine noch so arme Beerdigung, wo sie nicht Kerzen tragend zum
Grabe folgten; sie selber begnügten sich mit der bescheidensten
Wohnung und der einfachsten Kost des „gemeinen Muses". Trotzdem
verdächtigte sie niedrigste Böswilligkeit und Gehässigkeit und
verfolgte sie Jahrzehnte lang. Da trat 1354 der Straßburger Bischof
Johannes von Lichtenberg auf einer Reformsynode mutig für die
Beguinen ein und wurde ihr Anwalt und Helfer. Er war der Mann,
der solches wagen durfte, und das Volk, das ihn wegen seiner Bescheidenheit
wie einen Heiligen verehrte, jubelte ihm zu89). Auf der
Synode war auch Abt Heinrich von Schwarzach; er schloß sich voll
und ganz dem Bischof an und beeilte sich, die freudige Nachricht
seinen Beguinen im alten Spital zu bringen, wo sie, erhaben über
alle Verdächtigungen, unentwegt die Kranken pflegten. —■ Damals
brachte der Abt auch einen Ablaßbrief mit für das Kirchlein zu
Moos, wo an einem Schnitzaltar drei im Elsaß hochverehrte Heilige
angerufen wurden, St. Erhard, der die blinde Ottilia von Hohenburg
taufte, St. Theobald, dessen Kult in Thann einen Mittelpunkt für den
ganzen Oberrhein gefunden hat, und der Viehpatron St. Leonhard90).
— Abt Heinrich von Großstein starb bereits 1358; sein Grabstein
im Querschiff des Schwarzacher Münsters trug einen Wappen mit

») Egon Frieden, Kulturgeschichte der Neuzeit, Band I, 1947.

M) Luzian Pfleger, Mittelalterliche Kirchengeschichte von Straßburg.

*') Josef Braun, Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst 1943.

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