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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 177
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drei Adlern; wohl oft brachten die dankbaren Beguinen Blumen
und Gebete an dieses Grab.

Den Hintergrund der langen Regierungszeit des Abtes Falko
von Staulhoven (1359—1395) kann man das „Grauen" nennen.
Schisma zwischen Avignon und Rom, Streit zwischen Kaiser und
Papst, Bannstrahl und Interdikt über Straßburg wirkten sich derartig
aus, daß Johannes von Dambach damals schrieb: „der Klerus seufzt
unter dem schrecklichen Ubermaß der Bannblitze; wer ihnen entfliehen
will, muß in die Wüste oder fort aus dieser Welt; so ist unter
Tausenden von Mönchen und Weltklerikem kaum einer, der nicht
im Kirchenbann ist; drum sind viele mutlos, andere haltlos; eine
Seelsorge ist unmöglich, das Volk stumpft ab und verkommt im
Morast". Mittenhinein in diese Lethargie tönt die Kunde: es naht
der Schwarze Tod! — Müßige Schwätzer, gewissenlose Intriguanten,
im Aberglauben wahnsinnig Gewordene verbreiten die Flüsterpropaganda
: die Juden haben die Brunnen vergiftet — und am 14. Januar
1349 wurden in Straßburg 2000 Juden auf den Judenfriedhof getrieben
und verbrannt; die Beulenpest ließ sich nicht aufhalten, und
es starben in Straßburg in drei Monaten 16 000 Menschen. Die Stadt
lag in einer Weltuntergangspsychose — Geißler standen in weißen
Kutten und Kapuzen auf Gassen und Plätzen, murmelten dumpfe,
eintönige, wirre Worte und schlugen sich blutig und ohnmächtig;
das Volk betete, heulte und schrie. — Im Domkapitel waren unterdessen
jahrelange Wahlstreitigkeiten um einen Bischof. Endlich
wurde 1375 Friedrich von Blankenstein gewählt; er war ein „Landsknecht
und Verschwender und mußte 1393 die Stadt bei Nacht und
Nebel verlassen"91).

Das war die Atmosphäre — und in Schwarzach rang Abt Falko
um den Bestand der Abtei. Wie durch ein Wunder fand er immer
wieder Wege, um die größte Not zu bannen. Im Jahre 1359 starb der
Klostervogt Konrad von Windeck, ein Jahr darnach seine Gemahlin
Juta, und beide wurden in der Abteikirche beigesetzt; auf ihrem zehn
Fuß langen Grabstein ist das Windecker Wappen mit dem Jungfrauenbild
und das Wappen derer von Riede mit zwei Hörnern; am
Grab brannte ein ewiges Licht, das mit einem Jahrtag für fünfzehn
Viertel jährliche Korngülte aus den Besitzungen zu Söllingen und
Hügelsheim gestiftet war92). Im Jahre 1366 schloß der Abt mit dem
Greffner Kapellengut einen Vertrag, daß jährlich an die Abtei sechs

") Luzian Pfleger, Mittelalterliche Kirchengeschichte, Straßburg.
■!) Gallus Wagner, Schwarzacher Chronik, II.

12 Die Ortenau

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