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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 180
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tragen phantastische Figuren, einen bärtigen Mann mit Schlangenhaaren
, Säugetiere mit Schnabel und Vogelsfüßen, geflügelte Gestalten
mit Männerköpfen und Pferdefüßen. Was soll das am Eingang
einer Kirche und noch als Träger einer Christusgruppe? — das
ist ein Sinnbild vom Kampf der Dämonie, wie ihn Christus, seine
Apostel, seine Kirche, seine Getreuen erfahren mußten und müssen97).

Daß die Dämonie Gestalten annimmt, die man am wenigsten erwartet
, ist eine bekannte und sehr bittere Tatsache. Der damalige
Straßburger Bischof, der 28jährige Wilhelm von Diest, war ein unwürdiger
Verschwender. Das Domkapitel hat ihn 1407 entmündigt,
1415 in Molsheim gefangen genommen, in den Straßburger Pfennigturm
gesperrt und darnach in der Johanniskapelle des Münsters interniert
. Es kam zum Prozeß auf dem Konstanzer Konzil, Papst Martin
bestätigte Diest aufs neue, und Kaiser Sigismund belegte Straßburg
mit der Reichsacht98). Die Antwort der Straßburger war ein Schrei,
nicht des Entsetzens, sondern des Ekels; man kannte diesen letzten
der Luxemburger Kaiser — „ein eleganter Kurtisane, glatt, leer, ohne
Richtung, ohne Überzeugung, ein gänzlich unwirklicher Mensch, ein
glänzend poliertes Nichts . . . Dämonie"99). Der Kampf in Straßburg
ging weiter als „Dachsteiner Krieg" bis 1436.

In dieser Nacht amtete Abt Konrad; aber eine schmerzliche Liebe
zur Heimat und zu seiner Abtei gab ihm fast unmenschliche Kraft.
In der schweren Not des Klosters bat er Papst Johannes XXIII. um
die Inkorporation der Pfarreien Vimbuch und Scherzheim. Der
bischöfliche Kommissar Johannes von Geispolsheim vollzog dieselbe
im Jahre 1413; im Protokoll fügte der Abt den Wunsch hinzu, daß
die von ihm nun eingesetzten Pfarrer nie die Gottesdienste und die
Zahl der Geistlichen vermindern möchten und weiterhin die gewohnte
Gastfreundschaft übten. Der rein kirchliche Vorgang in Scherzheim
brachte Ludemann in neue Wut. Die Spannung zwischen der Abtei
und den Lichtenbergern war an sich älteren Datums wegen der
Schwarzacher Besitzungen im Elsaß; die Lichtenberger haben sich in
fast allen dortigen uralten Klosterdörfern eingedrängt; sie erwarben
einen Ackergülten in Dangolsheim, ein Einzellehen in Dossenheim
und Küttolsheim, den Weinzehnten zu Tränheim, die Holz- und
Waldgerechtigkeit und eine Rheinfähre und ein Backofenhaus zu
Drusenheim und eine weitere Fähre zu Kotzenhusen, endlich eine

9T) Vera von Blankenburg, Dämonische und heilige Tiere.

•B) Luzian Pfleger, Mittelalterliche Kirchengeschichte von Straßburg.

") Fridell, Kulturgeschichte der Neuzeit.

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