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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
32. Heft.1952
Seite: 14
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darum bemühte, ist Tatsache. Denn deswegen verkaufte er 1554 mit
Zustimmung des Straßburger Bischofs Ersamus an den Grafen Philipp
von Hanau-Lichtenberg den klösterlichen Groß- und Kleinzehnten
von Lichtenau, Scherzheim, Helmlingen und Muckenschopf samt
dem Kirchensatz zu Scherzheim und der beiden Kaplaneien zu Lichtenau
mit allen dazugehörenden Rechten, Gülten und Einkommen
für 1100 Gulden"*). Im Jahre 1556 nahm er beim Markgrafen 600 weitere
Gulden auf, die vom Uberwasserhof zurückzubezahlen waren159).

Der Abt benötigte diese Gelder vor allem auch für seine Klosterschule
, zu deren „Reparation" Markgraf Philibert 1570 ein neues
„Ungelt auf den Weinschank" gestattet hat160). Als Schwarzacher
Schulrektoren werden im 16. Jahrhundert folgende genannt: „1552
der erber und wolgelart Niclas Seger", der durch ein eigenartiges
Vorkommnis wenigstens in den klösterlichen Schulkreisen geradezu
eine sagenhafte Gestalt wurde — er war einmal auf offener Landstraß
unterwegs; da haben sich „ein Diebold Lepperer und ein Hanns
Künig an ihm gantz mutwilligerweis mit hawen und schlahen geübt
"; beide Übeltäter, von denen es keineswegs sicher ist, daß sie
einmal Schüler des Überfallenen waren, kamen vor das Schultheißengericht
, wo sie eine Urfehde ausstellten; daraufhin fanden sie sich
jeden Samstag bis Micheli im Turm zu Schwarzach ein, wo sie jeweils
bis Sonntagabend einen Teil ihrer wohlverdienten Straf abgesessen
haben; überdies hatte jeder von ihnen 10 Gulden zu hinterlegen161
). Weitere Schulrektoren waren 1554 Jakob Wendler mit
einem Jahresgehalt von 24 Gulden, 1578 Johannes Knebel mit 40 Gulden
Gehalt und 1582 David Wächteier; um allerdings das nötige
Auskommen zu haben, waren manche der Rektoren Schreiber, Schöffen
, Küster, Buchbinder, sogar Wirte.

Auch sonstige Spuren einer unermüdlichen Tätigkeit hinterließ
Abt Martin. Dabei verbindet sich mit diesen Spuren bisweilen ein
Zeitkolorit von außergewöhnlicher Buntheit und Farbe.

So ließ er im Jahre 1551 ein Bürgerbuch anlegen mit den Verzeichnissen
alter Geschlechter und ihren Schicksalen und Bräuchen.
Es erzählt von 131 Leibeigenen, die der Abt vom Junker Jakob von
Windeck für 850 Gulden erwarb, um sie feierlich in die Gemeinschaft
der Petersleute aufzunehmen162).

Es erzählt, wie alljährlich am Stephanstag die Heimburgen, Vier-

1M) Topographisches Lexikon von Baden von Kolb.

15B) Schwarzacher Urkunde von 1556.

16°) Schwarzacher Chronik, II.

'") Schwarzacher Urkunde Nr. 178.

'«) bis I6<) Schwarzacher Bürgerbuch, vgl. Fr. D.-At., Band XI, 132.

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