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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
32. Heft.1952
Seite: 51
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Namen des Kaisers Karl VI. mit einer „Poen von 10 Mark löthigen
Goldes, wenn er nicht die Rechte der Landeshoheit ohnperturbirt
lasse und den vom Reich zu Lehen gehenden Regalien opponiere".
Damit begann im Jahre 1721 der 50jährige Territorialprozeß zwischen
„dem Gotteshaus Schwarzach und dem Marggrävlichen Gesamthause
Baden"269).

Daß das soweit kam, ist auch besonders bedauerlich wegen der
so hochachtbaren Markgraf in-Witwe Augusta Sibylla. Als sie 1719
mit der Königin von Polen das Elsaß besuchte, nannte sie das Landvolk
,,die heilige Fürstin", und sogar die Straßburger verehrten sie
auf offener Straße. — Durch ihr Beispiel mitgerissen, haben die Bühler
bei einer Volksmission Holzkreuze beim Fackelschein durch die
Nacht getragen. — In Zell stiftete die Müllerin, ähnlich beeindruckt,
eine neue Rochuskapelle. — In Oberweier wurde ein Wallfahrtskirchlein
erbaut, bald geschmückt mit jenem eigenartigen, besonders
in alten Kirchen des Elsaß noch erhaltenen Barockschmuck von
300 Votivtafeln, die Volkskunst und Volksglaube schuf; leider ließ
sie eine übereifrige Reformsucht gänzlich in Oberweier verschwinden
. — Die Stollhofner wallfahrten 1721 auf Anregung der Markgräfin
zu Fuß nach Maria Linden und opferten eine 10 Pfund schwere
Kerze. — Wohl der Höhepunkt dieser eigenartigen religiösen Welle
war die Erbauung und 1723 die Einweihung der Rastatter Schloßkirche
, die Kardinal Schönborn zusammen mit zwei Weihbischöfen
und vier Äbten selber vornahm; auch Bernhard Steinmetz ließ es
sich nicht nehmen, daran teilzunehmen. Gerade in der eigenartigsten
barocken Romantik dieser Hofkirche hat sich Augusta Sibylla
ihr vielsagendes Denkmal gesetzt, wobei die lang umstrittene Tafel
im Fußboden der Kirche nicht ihre Schuld, sondern ihre seelische
Größe verkündet270).

Auch Abt Bernhard Steinmetz war vom Baufieber ergriffen, und
das Jahr 1724 wurde für das Kloster Schwarzach zu einer großen,
vielleicht sehr tragischen Entscheidung. Das „liebe, traute, altmodisch
Gebäu" soll dem Prunk des 18. Jahrhunderts weichen. Am
12. April wurde der Bauvertrag mit einem der genialsten Köpfe des
süddeutschen Barock, mit Peter Thumb, abgeschlossen, dem
Schöpfer der Klosterbauten zu Schuttern, St. Peter, St. Trudpert,
St. Ulrich und von Ebersheimmünster, sowie der Kirche zu Birnau,
der Krone vom überlinger See.

!t») Badisch-Durlachische Prozeßschrift, VI., 50.

*") Gerhard Peters, Das Rastatter Schloß, Verl. Müller, Karlsruhe.

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