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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
32. Heft.1952
Seite: 173
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die vor einem Jahrhundert, 1530, gegründet worden war, durch die Erbtochter
Katharina an das Geschlecht Luther. Dieses führte die Schriftgießerei im alten
Egenolffischen Hause zum Alten Frosch zu Frankfurt von 1629 bis 1780 weiter.

Die Egenolff-Luthersche Schriftgießerei hatte zeitweise große Bedeutung. Ihr
Wappen ist noch im Hauseingang erhalten. Sie ist die älteste in Deutschland und
die erste in Frankfurt. Bis auf Egenolff hatte jeder Drucker seine Schrift selbst
gegossen und gießen müssen, wenn er nicht durch Beziehungen oder Gelegenheit
eine andere erhalten konnte. Einen Schriftgußhandel hatte es in der
Frühzeit der Druckerei nicht gegeben. Johann Luther, der Ersterwerber der
Gießerei, führte sich als Enkel auf einen in Westfalen als Soldat gestorbenen
Sohn von Dr. Martin Luther zurück. Die Lutherische Schriftgießerei versorgte
alle acht Frankfurter Druckereibetriebe mit 35 Pressen mit Lettern. Sie lieferte
Elzevier die Schriften, die diesen berühmt machten. Aus den Jahren 1592 und 1670
sind noch alte Schriftmusterbücher erhalten. Die Lutherische Anstalt versorgte alle
Länder im Abendlande und lieferte über das Meer hinaus ihre Typen an Sauer
zu Germantown, der dort die erste in der Neuen Welt hergestellte deutschsprachige
Bibel setzen und drucken konnte. Der seltene Druck beruht also nicht
nur auf Luthers Übersetzung, sondern auch auf Lutherischem Schriftguß aus der
deutschen Heimat.

Der Senator Dr. J. Nik. Luther verkaufte die Schriftgießerei 1780. Der Erwerber
ließ sie um 1805 eingehen.

Die Papierbeschaffungsnöte bei seinem Bibeldruck hatten Sauer veranlaßt, auch
eine eigene Papiermühle anzulegen, die 1743 errichtet wurde. Er starb 1758.

War die Gewinnung dieser Beziehungen auf dem Umwege von der Erforschung
der ersten von Deutschen in Nordamerika gegründeten Papiermühlen und Druckereien
ermöglicht worden, so führt aber auch eine unmittelbare Verbindung aus
der Papiermühle zu Gengenbach über das große Wasser. In der Mitte des 18. Jahrhunderts
war zu Gengenbach der Papiermacher Waldschmidt tätig. Sein
Sohn Christian studierte zu Tübingen und wurde Mennonit. Als er die väterliche
Mühle übernommen hatte, warb er Anhänger. Er hielt in der abseits der Stadt
gelegenen Mühle abends Versammlungen ab, in denen er predigte. Er zog sich
dadurch Verfolgung seitens der Obrigkeit der Reichsstadt wie auch der Kirche
zu. So wanderte er mit zwanzig Anhängern nach Pennsylvanien aus. Er siedelte
sich in Norristown am Perkiomen an und erbaute mit Prisch daselbst eine Papiermühle
, westlich von Philadelphia. Die Mühle Wollte keinen rechten Ertrag abwerfen
, und sie verkauften sie 1779 an den Drucker Daniel Sauer, den Enkel
des oben behandelten Bibeldruckers Christoph Sauer.

Im Jahr 1799 baute Waldschmidt die erste Papiermühle im Staate Ohio. 1804
erstand ein Steinbau, dessen Grundmauern noch als Ruine erhalten sind. Hauptsächlich
lieferte er Zeitungspapier. Am 31. März 1814 ist er gestorben. Sein
Schwiegersohn Matthias Kugler führte die Papiermühle weiter, wurde aber 1849
vergantet. An der Stelle wurde 1866 das Camp Dennison angelegt. (Das Gengenbacher
Wochenblatt „Kinzigbote" hat im Jahre 1929 in Nummer 71 unterm 15. Juni
darüber berichtet.) In meiner Papiermacherkartei ist der Name Waldschmidt nicht,
wohl aber der Name der Kugler mehrfach vertreten. Doch waren nähere Angaben
von den Nachkommen in Cincinnati nicht zu erlangen. Ebensowenig wie bisher
aus Gengenbach waren aus Cincinnati Papierproben mit Waldschmidtschen
Wasserzeichen zu ermitteln. Die alten Jahrgänge der Cincinnatier Zeitungen und
der Gesetzsammlungen von Ohio sind noch nicht auf die darin vorkommenden
Wasserzeichen geprüft.

Ob eine Ansicht der Waldschmidtschen Papiermühle, der ersten im Staate
Ohio und Bahnbrecherin für die heutigen Papierfabriken, besteht oder einmal aufgenommen
worden ist, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.

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